Hormongesteuert?
Ob seelisches Gleichgewicht, Körperbau, Sexualität oder Hautbild – Hormone spielen eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit.
Sie begleiten uns durch alle Lebensphasen und koordinieren den Ablauf verschiedener Körperfunktionen: Hormone sind biochemische Botenstoffe, die in endokrinen Zellen oder Zellgeweben produziert werden und sich über den Blutkreislauf im Körper verteilen.
Die beiden englischen Physiologen Ernest Henry Starling und William Maddock Bayliss legten 1902 den Grundstein der Hormonforschung: Sie konnten belegen, dass die Bauchspeicheldrüse auch nach Durchtrennen aller zu ihr führenden Nerven immer noch funktioniert, da sie Verdauungssubstanzen absondert, sobald Mageninhalt in den Darm gelangt. Auf diese Weise entdeckten die Wissenschaftler einen humoralen Botenstoff, den sie Sekretin nannten. Damit war ein neues Forschungsgebiet geboren – die Endokrinologie, die Lehre von Hormonen, Stoffwechsel und damit verbundenen Erkrankungen. Das erste Hormon, das isoliert und dessen Struktur bestimmt werden konnte, war das Adrenalin. Bald darauf folgten das Schilddrüsenhormon Thyroxin, das blutzuckersenkende Insulin, die Geschlechtshormone Östrogen, Progesteron und Testosteron, das Stresshormon Cortison und viele mehr. Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Florian Kiefer, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Stoffwechsel, betont: „Heute kennen wir etwa 100 Hormone, wobei es vermutlich mehr als 1.000 hormonähnliche Substanzen gibt. Nur durch das enge Zusammenspiel all dieser Botenstoffe funktioniert der menschliche Körper so, wie wir es gewohnt sind.“
„Die Konzentration vieler Hormone ändert sich sehr stark mit dem Alter“
Lebenslange Begleiter
Hormone regulieren unzählige Vorgänge in unserem Körper. Dazu zählen Stoffwechsel, Wachstum, Schlaf, Hunger, Wasserhaushalt, Blutdruck, Sexualfunktion, Fruchtbarkeit und vieles mehr. Während der Körper einige Hormone das ganze Leben lang produziert, werden andere ab der Lebensmitte, manchmal auch früher, in immer geringerer Menge erzeugt. „Die Konzentration vieler Hormone ändert sich sehr stark mit dem Alter“, bestätigt Experte Kiefer und verweist etwa auf das Wachstumshormon, welches für das Längenwachstum der Knochen wichtig ist: „Bei diesem ist die Konzentration im Kindes- und Jugendalter am höchsten und nimmt im Erwachsenenalter kontinuierlich ab.
Text: Michaela Neubauer | Foto: ZVG, ISTOCKPHOTO/ VECTORMINE
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