Eine Frage des Stoffwechsels

Manche Menschen können Berge essen, ohne dick zu werden, andere legen schon beim Gedanken an eine üppige Portion Spaghetti an Gewicht zu. Das liegt nicht nur an der jeweiligen Ernährung oder Bewegung, sondern auch am individuellen Stoffwechsel.

Birgit (55) blickt auf die Waage und ist zufrieden. 51 Kilo bei einer Körpergröße von 1,64 ist okay, denn schlanke Menschen haben ein geringeres Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Fettleber, Krebs oder Darmerkrankungen zu entwickeln. Ein kritischer Blick in den Spiegel zeigt ihr aber: Sie hat etwas, was ihre gleichaltrige Freundin Karin nicht hat, nämlich ein irritierendes Bäuchlein, das sich unter ihrem Rippenbogen wölbt. Birgits Body-Mass-Index (BMI) liegt bei 18,9, sie ist also normalgewichtig (BMI von 18,5 bis 24,9). Was Karin, im Gegensatz zu Birgit, aber nicht hat, wird medizinisch als Viszeralfett, also als Bauchfett bezeichnet.
„Der BMI wurde in den 1980er-Jahren als Messindikator für das Idealgewicht eingeführt, heute ist dieses Paradigma jedoch überholt“, erklärt John Speakman, Mikrobiologe aus Aberdeen und Mitautor einer 2022 erschienenen internationalen Studie, die den Einfluss von Ernährung, Genetik, Bewegung und Stoffwechsel auf das Körpergewicht untersucht hat. Die Messung des BMI macht nämlich keinen Unterschied, ob es sich beim Körpergewicht um Muskel- oder Fettmasse handelt.
Inzwischen geht man daher davon aus, dass der Bauchumfang (Waist-to-Hip-Ratio, kurz: WHR) für das individuelle Erkrankungs-Risiko aussagekräftiger ist als der BMI. Um das Bauchfett zu messen, reicht ein Maßband und eine einfache Formel: Ertasten Sie den Abschluss der untersten Rippe und der Oberkante des Hüftknochens – genau in der Mitte – also im Bereich des Nabels sollte der Bauchumfang gemessen werden. Frauen, die mehr als 80 Zentimeter Bauchumfang haben, haben ein erhöhtes Krankheitsrisiko, ab 88 Zentimetern besteht ein hohes Risiko. Bei Männern gilt ein Bauchumfang ab 94 Zentimetern als bedenklich, ein hohes Risiko besteht ab 102 Zentimetern Bauchumfang.

 

OA Dr. Lukas Fiedler, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Angiologie im Landesklinikum Wiener Neustadt

 

Text: Doris Simhofer | Fotos: iStock_Voyagerix, Andrea Bichl
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