Mehr Lebensqualität bei Rheuma
Gelenkschutz ist für Menschen mit Rheuma besonders wichtig. GESUND & LEBEN hat zehn praxiserprobte Tipps, wie Betroffene ihre Gelenke im Alltag entlasten können.
Rheuma hat viele Gesichter. Die häufigste Form der autoimmunbedingten Erkrankungen, bei denen das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift, ist die Rheumatoide Arthritis. Sie ist durch chronische Entzündungen der Gelenke mit schubweisem Verlauf gekennzeichnet, was unbehandelt zur Zerstörung von Knorpeln, Knochen, Gelenken und Bindegewebe führen kann. Rheuma ist keineswegs eine Erscheinung des Alters, sondern kann in jedem Alter auftreten. Aktuell leiden hierzulande rund 80.000 Menschen an Rheumatoider Arthritis, darunter mehr Frauen als Männer. Trotz ihrer Erkrankung können Betroffene ein durchaus normales Leben führen. Essenziell dafür ist, dass sie sich an ihren Behandlungsplan halten, denn selbst in schmerzfreien Phasen kann die Schädigung der Gelenke voranschreiten. Neben der medikamentösen Therapie sollte auf physikalische Behandlungen sowie Bewegungs- und Ernährungsempfehlungen gesetzt werden. Bei Rheuma geht es vor allem darum, die Gelenke zu schonen. Cornelia Kolar, Ergotherapeutin aus Wien, betreut zahlreiche Rheumapatientinnen und -patienten und hat GESUND & LEBEN die zehn wichtigsten Tipps für den Gelenkschutz im Alltag genannt. Dazu sei vorweg betont: „Man muss für sich selbst herausfinden, was passt. Während der Therapie zeige ich den Patientinnen und Patienten zahlreiche Übungen, erstelle zudem ein Heimübungsprogramm und überlasse ihnen auch diverse Hilfsmittel, sodass sie diese zuhause ausprobieren können.“
Ergotherapeutin Cornelia Kolar
Gelenke entlasten
„Mithilfe von Handschienen können Kraft-, Druck- und Zugbelastung verringert werden“, erklärt Kolar. Orthesen, Bandagen oder Tapes helfen nicht nur dabei, die Gelenke zu entlasten, sondern können bei einem Entzündungsschub wesentlich dazu beitragen, Schmerzen zu lindern. Für die Ergotherapeutin sind sie somit auch eine gute Alternative zu frühzeitigen Operationen, bei denen Hand- und Fingergelenke versteift werden: „Operativ können zwar Entzündungsprozesse in den Gelenken entfernt werden, allerdings mit einem erheblichen Verlust der Bewegung.“Schieben und rollen statt tragen
Ist die Einkaufsliste lang, leistet ein Trolley gute Dienste, da unter anderem der Rücken geschont wird. „Ein Trolley sollte einen weichen Griff und drei Räder haben, sodass man damit auch über Gehsteigkanten fahren kann“, betont Kolar. Sie gibt aber gleichzeitig zu bedenken, dass ein Trolley nur dann sinnvoll ist, wenn man den Einkauf schlussendlich nicht doch die Stiegen hinauftragen muss. Möchte man nur ein paar Kleinigkeiten besorgen, empfiehlt sich ein Rucksack oder eine Tasche mit Schulterriemen oder ergonomischen Tragebügeln.Pinzettengriff vermeiden
Griffverdickungen sorgen dafür, dass die Belastung auf die ganze Hand verteilt wird. So gibt es beispielsweise spezielle Schreibutensilien zu kaufen. „Alternativ kann man sich im Baumarkt ein Stück Garten-, Isolier- oder Moosgummischlauch besorgen und damit Stiele, Kugelschreiber, Besteck und Co verdicken“, weiß Kolar.
ONLINE-TIPPS
Während der Corona-Pandemie ist das Angebot an Online-Beratung stark angestiegen. Wenngleich Ergotherapeutin Cornelia Kolar davon überzeugt ist, dass persönliche Termine dadurch nie ersetzt werden können, ist sie auch der Meinung: lieber online als gar nicht. Auf der Plattform Selpers hat Kolar zusammen mit anderen Expertinnen und Experten eine Kursserie zum Thema Rheumatoide Arthritis erstellt. In ihrem Kurs, der kostenfrei ist, gibt sie Tipps, um die Krankheit im Alltag besser zu meistern:
www.selpers.com/kurs/rheumatoide-arthritis-im-alltagAuf www.gelenkschutz.at zeigt die Wiener Ergotherapeutin Romana Orlik in einer Videoserie, welche einfachen Möglichkeiten es gibt, Gelenke zu schonen und Arbeiten trotz Rheuma gut zu erledigen.
Text: Christiane Mähr | Fotos: ZVG, iStockphoto: sefa ozel
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