Revolution des Herzens
Die Kardiologie hat sich in den vergangenen 15 Jahren neu erfunden. Denn Menschen mit einem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen profitieren heute von zahlreichen Innovationen, die noch vor geraumer Zeit undenkbar waren.
Noch immer sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Österreich die Todesursache Nummer eins: 2020 starben laut Statistik Austria 32.678 Menschen daran. Doch nun gibt es neue Hoffnung für Patientinnen und Patienten: Dank bahnbrechender Forschungserfolge sind in der Kardiologie mittlerweile Behandlungen möglich, die vor kurzem noch als Science-Fiction galten. So wurde an der MedUni Wien vor einigen Wochen weltweit erstmals routinemäßig eine siRNA-Gabe (small interfering ribonucleic acid) mit dem Lipidsenker Inclisiran durchgeführt. Die neuartige RNA-Technik ist aktuell auch bei den hochwirksamen Covid-19-Impfstoffen von BioNTechPfizer und Moderna im Einsatz. Auch in der Kardio-Immunologie gilt sie als bahnbrechend: Die siRNA-Dosis wird zwei Mal pro Jahr gegen eine Fettstoffwechsel-Störung verabreicht und auf diese Weise das LDL-Cholesterin gesenkt – eine wirksame Vorbeugung gegen einen Herzinfarkt. „Derzeit werden damit vor allem Patientinnen und Patienten mit einem hohen Risiko behandelt – mit diesen Medikamenten können wir es sehr effektiv senken. In einigen Jahren wird diese innovative Therapie möglicherweise zur Vorsorge für alle zur Verfügung stehen“, erklärt Dr. Christian Hengstenberg, Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie an der MedUni Wien. Auch die Genschere CRISPR werde im kardiovaskulären Bereich bereits eingesetzt: zur Behandlung von Erbkrankheiten.
Neue Hoffnung
Auch Dr. Markus Wallner – Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie an der Uniklinik Graz, Professor an der renommierten Temple University in Philadelphia und Leiter der wissenschaftlichen Abteilung des Biomarker-Forschungszentrums CBMed – hat seinen Vater, einen Risikopatienten, mit der Spritze gegen hohes Cholesterin bereits geimpft.
Auch anderen Herz-Patienten schenkt Wallner Hoffnung: Im Rahmen eines dreijährigen Forschungsaufenthalts in den USA hat er gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen eine Therapie für Menschen entwickelt, für die es bislang kaum Behandlungsmöglichkeiten gab – durch ein Mittel, das eigentlich gegen Krebs helfen soll. Re-Purposing, heißt das in der Fachwelt.
Text: Karin Lehner | Foto: Felicitas Matern, Helmut Lunghammer, Adobe Stock / Adimas
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