Die Biene fürs Leben

Im Bienenpark Klein-Pöchlarn dreht sich alles um die Biene, ihren Lebensraum und ihre Produkte.

In einem Bienenstock leben durchschnittlich 60.000 Bienen auf engstem Raum. Sie streiten nicht. Sie teilen alles mit­einander. Von den Bienen kann man sich viel abschauen, ist Imker Roland Heinzle überzeugt. Der gebürtige Vorarlberger errichtete 2010 den Bienenpark in Klein-Pöchlarn, um seine Leidenschaft für die Insekten und sein angesammeltes Wissen weiterzugeben.


„Man schützt sich selbst“

Roland Heinzles Leidenschaft für die Bienen stecke in seinen Genen, erklärt der 49-Jährige: Sein Vater war ebenfalls Imker. So begeistert er sich schon in frühen Kindheitstagen für die besonderen Lebewesen, wenngleich das Interesse dafür in seiner Jugend kurzzeitig einschläft. Als er 1992 nach Klein-Pöchlarn kommt, stößt er erneut auf Bienen, denn sein Schwiegervater widmet sich der Imkerei. Von da an sei seine Imkerkarriere steil bergauf gegangen, erzählt Roland Heinzle. Bei den Bienen ist er in einer anderen Welt, fügt er hinzu. 2010 beginnt der engagierte Imker dann, das Thema Bienen nach außen zu tragen. „Tu Gutes und sprich darüber“ lautet sein Motto. Mitten in der kleinen Gemeinde, entlang der Donau zwischen Donauradweg und Straße, befindet sich zu der Zeit ein verwilderter Grünstreifen. Roland Heinzle pachtet ihn und beginnt, darauf einen Bienenpark zu errichten. Unterstützung bekommt er nicht nur von seiner Ehefrau Petra, sondern auch von einem befreundeten Grafiker, der die Homepage rund um den Bienenpark erstellt. Sie gründen den Verein „Bee Support“ und eröffnen den Bienenpark mit einem großen Fest. Die Besucherinnen und Besucher führt ein Weg durch den Park. Überall verteilt wachsen Bäume, die im Frühjahr farbenprächtig blühen. Bienen-Weidepflanzen wachsen auf der Wiese oder in Beeten. In einer alten Badewanne pflanzt der Imker Kräuter, die als Futter für die Bienen dienen. Außerdem gibt es Wildbienen-Nisthilfen und Infotafeln im ganzen Bienenpark verteilt. Roland Heinzle sieht sein Engagement als Bildungsauftrag für Umwelt- und Bienenschutz: „Wenn man die Bienen schützt, schützt man die Natur, schützt man sich selbst. Man ist mit der Natur untrennbar verbunden.“ Deshalb führt der Imker vor allem Schulklassen durch den Park. Die Kinder schlüpfen dabei in die verschiedenen Rollen der Bienen im Bienenstock – und davon gibt es eine Vielzahl: Die Baubiene etwa baut das Wabennest, die Wächterbiene bewacht den Stock – und die Königin gibt den Ton an. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei nicht nur hautnah, wie die Arbeit der Bienen funktioniert, sondern auch den Zusammenhalt in der Gruppe, wie ihn auch die Bienen leben.


Mumien dank Propolis

Als die Anfragen an Roland Heinzle zunehmen, errichtet er 2018 einen Bienen-Pavillon inmitten des Parks. Nun haben die Besucherinnen und Besucher selbst Zugang zu den zahlreichen Informationen rund um die Bienen im wabenförmigen Pavillon. Große Bienen aus Holz stehen davor, auf einer Tafel ist Roland Heinzle als gezeichnete Figur mit zwei Bienen zu sehen. In den Sommermonaten gibt es außerdem einen Schaubienen-Stock. Hinter Glas können die Besucherinnen und Besucher die Bienen beobachten. Er möchte das Wissen um die Biene so einfach wie möglich zugänglich machen, erklärt Roland Heinzle seine Intention für den Bienenpark. Seit drei Monaten gibt es im Park außerdem die „Bee Bar“, ein kleines Lokal. Roland und Petra Heinzle arbeiten hauptberuflich in der Gastronomie und kamen so auf die Idee, selbst einen Betrieb aufzumachen. Natürlich im Stil der Biene: An der Decke leuchten Bienen­waben, neben regionalen Gerichten kann man die verschiedenen Bienenprodukte des Ehepaares verkosten: Sechs verschiedene Sorten Met – auch Honigwein genannt – gibt es dort ebenso wie verschiedene Honige und Honigessig. Während der Verkostung erzählt Roland Heinzle Wissenswertes über die Wirkung von Honig: Etwa, dass Honig gegen Viren und Pilze hilft. Und Propolis, das von den Bienen hergestellte Harz, wurde im alten Ägypten verwendet, um die Verstorbenen einzubalsamieren. Der Imker ist Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Apitherapie, die sich mit der heilenden Wirkung von Bienenprodukten beschäftigt (siehe Infokasten links). Sein Schwiegervater stellt Propolistropfen und Propoliscremen her.


Ein Garten voller Blüten

Wenige Kilometer entfernt, versteckt zwischen Wald und Fluss, befindet sich ein privater Bienenstock des Imkers. Mithilfe von Rauch lockt er die Bienen, die zwischen den Blumen und blühenden Bäumen hin- und herfliegen, zurück in den Bienenstock. Der Rauch signalisiere Brandgefahr und die Bienen kehren zurück in den Stock, um den Nektar zu retten, erklärt Heinzle. Wenn er hier inmitten der Natur bei den Bienen ist, kann er vollkommen entspannen. Was aber kann man für die Bienen tun, wenn man kein Imker ist? Vor allem blühende Ecken voller Blumen, blühende Bäume und Sträucher pflanzen, ist seine Antwort. Wichtig ist, dass die Pflanzen heimisch sind. Und nicht jede Blüte ist automatisch ideal für die Bienen: Sind die Blüten beispielsweise gefüllt, kommen die Bienen nicht bis zu den Pollen hinein. Man muss aber nicht gleich eine ganze Blumenwiese oder Bienenweide pflanzen, um etwas beitragen zu können. Es reiche aus, wenn man den Garten mit Blüh-Ecken bepflanzt.
Es gibt rund 700 verschiedene Wildbienen-Arten, die häufig auf nur ein oder zwei Pflanzen spezialisiert sind. Honigbienen sind hingegen nicht so wählerisch. Daher sei es wichtig, den Bienen und generell Insekten im Garten eine Vielfalt zu bieten, sagt Heinzle. Eine Vielfalt, bei der er vor allem auch auf Spritzmittel verzichtet. Ansonsten ist für den Imker Regionalität das A und O: „Je regionaler wir unser Leben gestalten, umso weniger schädigen wir die Umwelt und damit auch die Bienen. Man muss die Menschen wieder zusammenbringen und die Regionalität stärken.“


Apitherapie

Apitherapie (lateinisch „Apis“ = Biene) ist die Anwendung von Bienenprodukten wie Honig, Bienengift, Propolis, Pollen, Gelée royale und Bienenwachs, um Krankheiten vorzubeugen oder zu heilen. Die medizinische Verwendung lässt sich bis in das antike China und in das Reich der Pharaonen zurückverfolgen. Auch Hippokrates und Paracelsus schätzten Bienenprodukte. Gezielt für die Therapie von Krankheiten dürfen nur Medizinerinnen und Mediziner die Bienenprodukte einsetzen. Ansonsten gelten Honig & Co als Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel.

  • Honig: Im Honig sind nicht nur über 100 verschiedene Duft- und Aromastoffe enthalten, sondern auch antibakterielle Substanzen. Diese sogenannten Inhibine sind für die lindernde Wirkung des Honigs bei Infektionen der oberen Luftwege verantwortlich. Honig enthält außerdem verschiedene Zuckerarten und einen hohen Anteil an Fruchtzucker. Dadurch werden die Zuckerstoffe langsamer im Körper aufgenommen und die „Unterzuckerung“ bleibt aus. Außerdem sorgen Inhaltsstoffe wie Enzyme, Säuren, Vitamine und Spurenelemente für eine positive Wirkung auf einzelne Organe.

  • Propolis: Propolis entsteht dadurch, dass die Bienen die Grund­substanz, Harze und Balsame von den Knospen und Baumrinden sammeln und mit körpereigenen Sekreten und Wachs anreichern. Die Imkerin, der Imker kann Propolis mit speziellen Gittern ernten, denn die Bienen verwenden Propolis, um die Oberfläche im Bienenstock damit auszukleiden. Propolis enthält unter anderem Bienenwachs, ätherische Öle sowie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente und verfügt über antibiotische, antimykotische und virostatische Eigenschaften. Propolis wird vor allem bei Herpes, Hautkrankheiten, Entzündungen und unterstützend in der Behandlung bestimmter Krebserkrankungen angewandt, entweder als Tropfen oder als Creme. Auch zur Behandlung von bakteriell verursachter Gastritis kann eine Propoliskur unterstützend zum Einsatz kommen.

  • Entdeckelungswachs: Diese Mischung aus frisch erzeugtem und bestehendem Wachs entsteht beim Wabenbau. Dieses Wachs kann man kauen, am besten zehn Minuten lang. Es unterstützt bei beginnender Verkühlung, Schnupfen oder Schluckbeschwerden. Bei einer fortgeschrittenen Verkühlung kann man das Wachs gemeinsam mit Propolis kauen.

  • Blütenpollen: bestehen aus einer Vielzahl von Mikrosporen, die in den Antheren (Staubblättern) von Blüten gebildet werden und den männlichen Samen der Blüten darstellen. Für den Menschen sind Blütenpollen wertvoll, da sie unter anderem Aminosäuren, Proteine und eine Vielzahl von Mineralstoffen und Spurenelementen sowie fast alle Vitamine enthalten. Blütenpollen werden als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt, da sie die natürliche Regeneration des Körpers fördern und die körperliche und geistige Leistungsbereitschaft steigern.

  • Gelée royale: Das weißliche Produkt wird im Schlunddrüsensystem der Ammenbienen produziert und hat einen säuerlichen, leicht süßlichen Geschmack. Gelée royale wird entweder in Cremehonig eingerührt oder man lässt es pur unter der Zunge zergehen. Es hat eine stimulierende Wirkung auf Erneuerungsprozesse im Körper und wird häufig in der Naturkosmetik verwendet.

Quelle: www.apitherapie.at


Text: Daniela Rittmannsberger | Fotos: Daniela Führer
Mehr zum Thema „Die Biene fürs Leben” erfahren Sie in GESUND & LEBEN 06/22.

 

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