Social Media belastet viele Jugendliche
Welchen Einfluss Social Media auf die Geschlechteridentität, das Gesundheitsverhalten und die Körperwahrnehmung von Jugendlichen hat untersucht das Projekt „FIVE“ der Fachhochschule St. Pölten.
Vor einem Jahr startete das FEMtech-Projekt FIVE (#Fitspiration Image Verification) an der FH St. Pölten. Sein Ziel ist es, zu erforschen, was Jugendliche dazu bewegt dem Hashtag #fitspiration zu folgen, welchen Einfluss dieser auf ihr Ernährungs- und Bewegungsverhalten sowie auf die Wahrnehmung des eigenen Körpers und Geschlechternormen hat. Die Mixed-Methods-Studie (in Zusammenarbeit mit sechs Schulen in NÖ und Wien) zeigt, dass Jugendliche sich teilweise vom Erwartungsdruck auf ihren Körper von Social Media aber auch von ihrem Umfeld sehr belastet fühlen können. Es ist beobachtbar, dass #fitspiration-Userinnen und -user häufiger mit ihrem Gewicht und ihrer Körperform unzufrieden sind als andere, obwohl sie nach objektiven Kriterien normalgewichtig sind. Dieser Druck könnte auch Ess- und Körperwahrnehmungsstörungen sowie exzessives Sporttreiben (z.B. auch wenn man krank ist) fördern, warnen die Forschenden.
„Erste Ergebnisse zeigen, dass ca. ein Drittel der von uns befragten Jugendlichen #fitspiration folgt. Somit kann #fitspiration einen relevanten Einfluss auf das Gesundheits- und Konsumverhalten sowie die Wahrnehmung von geschlechtsspezifischen Rollenbildern und Körpernormen bei Jugendlichen haben“, sagt die Projektleiterin Elisabeth Höld, Senior Researcher am Institut für Gesundheitswissenschaften der FH St. Pölten.
„Die Frage, welche Auswirkungen Social-Media-Trends wie #fitspiration auf Jugendliche haben können, ist grundsätzlich nur schwer zu beantworten, schon gar nicht von einer einzelnen Forschungsdisziplin allein. Die Stärke unserer Studie besteht darin, dass wir diese Fragestellung aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet haben“, sagt Mario Heller, FH-Dozent am Department Medien und Digitale Technologien, der das Arbeitspaket Mixed-Methods leitet.
Das eigene Geschlecht ist interessanter
Mädchen folgen eher Influencerinnen und Buben eher Influencern. Somit kann auch geprägt werden, was sie von sich selbst, ihrem Aussehen und ihrem Verhalten erwarten: Viele Social-Media Inhalte zeigen unrealistische Körperformen, restriktives Ernährungsverhalten und exzessives Trainingsverhalten. Influencerinnen sind sehr schlank und trotzdem muskulös, sie haben beispielsweise sichtbare Bauchmuskeln. Influencer sind häufig extrem muskulös. Auch bei der Online-Präsentation zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede: Während sich Männer dominant und stark zeigen (z. B. stemmen sie besonders schwere Gewichte oder spannen einzelne Muskeln stark an) präsentieren sich Frauen meist in verbogenen Haltungen, wie sie auch häufig in gängigen Werbesujets zu finden sind.
Ergebnisse fließen in Online-Kurs
Die Erkenntnisse dieser Studie liefern die Grundlage für einen Online-Kurs, der im weiteren Projektverlauf entwickelt wird. Dieser Kurs soll Jugendlichen die Problematik von überhöhten Vorstellungen zu Körper und Gesundheit sowie die Tricks und Marketingmaßnahmen der Protagonisteninnen und -protagonisten auf den Plattformen ins Bewusstsein rufen. Mit dem Kurs wird auch ein Tool zur Verfügung gestellt, mit dessen Hilfe Manipulationen an Bildern, die auf den Plattformen geteilt werden, sichtbar gemacht werden können. Das zentrale Projektziel ist, den oftmals einseitigen und überzogenen Ansprüchen an Aussehen, Fitness und geschlechtsspezifischen Rollenbildern etwas entgegenzusetzen.
Text: Michaela Neubauer | Foto: Peter Rauchecker