Verbesserte Behandlungsergebnisse bei Lungenkrebs
Lungenkrebs ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) die häufigste Tumorerkrankung weltweit, allein in Österreich sterben jährlich knapp 4.000 Menschen mit dieser Diagnose. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden allerdings bahnbrechende Fortschritte in der Behandlung vieler Lungenkrebs-Formen erzielt. Dadurch konnten die Überlebenszeit und die Lebensqualität von Betroffenen maßgeblich verbessert werden.
„Einen zentralen Anteil an den Verbesserungen hat die Identifizierung verschiedener Biomarker, welche detaillierte Informationen über das Tumorgewebe liefern“, berichtet OÄ Dr. Dagmar Krenbek, Institut für Pathologie und Bakteriologie, Klinik Floridsdorf. Dabei handelt es sich um bestimmte Strukturen wie Rezeptoren im Tumor oder Mutationen im Tumorerbgut. Ihre Bestimmung bietet die Grundlage für eine selektive Therapieplanung. Denn sie erlaubt eine individuelle Prognose darüber, welche Substanz mit hoher Wahrscheinlichkeit die beste Wirkung erreichen kann. Dadurch gelingt es auch immer besser, Patientinnen und Patienten nebenwirkungsreichere Behandlungen zu ersparen.
In Österreich wird mittlerweile bei neu diagnostizierten Lungenkarzinomen eine reflektorische Biomarkertestung („Reflextestung“) durch die Pathologien durchgeführt. Die Ergebnisse werden im integrierten pathologischen Befund automatisch an die Onkologinnen und Onkologen übermittelt, ohne dass diese extra einen molekularbiologischen Test anfordern müssen. Für dieses Procedere der flächendeckenden reflektorischen Testung, durch das mindestens eine Woche Zeit vor einer Therapieentscheidung gewonnen wird, wird Österreich international beneidet.
Immuntherapie
Das Therapiespektrum bei Lungenkrebs hat sich in den letzten Jahren deutlich erweitert. Bis vor rund zehn Jahren standen für fortgeschrittene Stadien ausschließlich Chemotherapien zur Verfügung. Mittlerweile kommen zunehmend auch Immuntherapie und zielgerichtete Therapie zum Einsatz. Dabei wird mittels bestimmter Substanzen – sogenannter Checkpoint-Inhibitoren – das körpereigene Immunsystem reaktiviert bzw. dem Tumor seine Art Tarnkappe genommen werden, damit er vom Immunsystem als schädlich erkannt und bekämpft werden kann. Auch in früheren Krankheitsstadien zeigen Studiendaten die Effektivität dieser Behandlungsform.
Krankengeschichte gibt Hoffnung
Rund 40 bis 50 Prozent der Patientinnen und Patienten kann mittlerweile eine maßgeschneiderte Therapie angeboten werden. So auch Kerstin Schumitsch. Bei der Nichtraucherin wurde im März 2017 metastasierter Lungenkrebs festgestellt. Sie war damals gerade einmal 30 Jahre alt und Mutter zweier Kinder. Zunächst erhielt sie eine sehr belastende Chemotherapie, die aufgrund starker Nebenwirkungen im August 2018 auf eigenen Wunsch abgesetzt wurde. Anfang 2019 kam es zu einem Wiederaufflammen der Krankheitsaktivität. Nach einer erneuten Gewebeentnahme ging es der jungen Patientin sehr schlecht. Sie litt unter Atemnot, hustete Blut, war völlig entkräftet und musste stationär aufgenommen werden.
Auf Basis einer Biomarker-Testung wurde im Mai 2019 mit einer innovativen zielgerichteten Therapie zum Schlucken begonnen. Bereits nach wenigen Tagen ging es Frau Schumitz deutlich besser. Sie konnte das Krankenhaus verlassen und bereits wenig später mit ihren Kindern Radfahren gehen. Seither ist sie unter laufender Behandlung beschwerdefrei, kann ihren Alltagsaktivitäten nachgehen und ihre Kinder problemlos versorgen. Die mittlerweile 35-Jährige hat wieder neuen Lebensmut gefasst und möchte mit ihrer Geschichte anderen Menschen Mut machen: „Nicht aufgeben! Ein gutes Leben mit Krebs ist möglich“, lautet die Botschaft von Kerstin Schumitsch.
Infoveranstaltung
Am Montag, den 28. November, von 17:00 bis zirka 19:00 Uhr (Einlass 16:30) findet im Apothekertrakt des Schlosses Schönbrunn in Wien eine Informationsveranstaltung für Interessierte zum Thema Lungenkrebs statt. Namhafte Expertinnen und Experten werden neueste Erkenntnisse zu Themen wie Biomarker-Testung sowie Immun- und zielgerichtete Therapie präsentieren und im Anschluss für Fragen zur Verfügung stehen.
Text: Michaela Neubauer | Foto: Thomas Laimgruber