Burnout-Falle Perfektionismus

Perfektionismus kann im beruflichen Umfeld schwerwiegende negative Auswirkungen haben. Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keine Fehler machen dürfen, steigt das Stresslevel. Frustration, ein Burnout oder innere Kündigung können die Folgen sein.

Vorgesetzte, die einen perfektionistischen Anspruch haben, setzen nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter enormen Druck, betont die Österreichische Vereinigung für Supervision und Coaching (ÖVS).

Dieser übermäßige Druck führt bei vielen Mitarbeitenden zu Frustration und kann im schlimmsten Fall die Gesundheit beeinträchtigen. „Wenn Menschen Angst vor Fehlern haben, werden kreative Prozesse behindert. Das ist sowohl für die Betroffenen als auch für die Leistung des Unternehmens schädlich", warnt Gerald Käfer-Schmid, Geschäftsführer der ÖVS. Perfektionismus sollte auf verschiedenen Ebenen betrachtet werden, einschließlich der Führungskräfte, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Organisation als Ganzes. Zu viel oder falsch verstandener Perfektionismus ist für alle Beteiligten schädlich.

 

Gerald Käfer-Schmid, ÖVS-Geschäftsführer

 

 

Perfektionismus und Führungskräfte

Perfektionismus kann dazu führen, dass Führungskräfte hohe Standards für sich selbst und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen. Im Idealfall führt gesunder Perfektionismus zu großartigen und möglicherweise einzigartigen Projekten. Gefährlich wird es jedoch, wenn der Perfektionismus übertrieben wird. Führungskräfte, die sich selbst und andere übermäßig kritisieren, verlieren die Fähigkeit, ihre Arbeit zu schätzen und Zufriedenheit zu empfinden - selbst bei herausragenden Ergebnissen.

Perfektionismus treibt die Ansprüche an sich selbst ständig in die Höhe. „Die Folgen sind verpasste Deadlines, das Gefühl, nie fertig zu sein und ein konstant hoher Stresslevel. Chronischer Stress und Überlastung können letztendlich in einem Burnout resultieren", erklärt Gerald Käfer-Schmid.

Auch Kreativität und Flexibilität können unter Perfektionismus leiden. „Führungskräfte, die Angst vor Fehlern haben, stecken oft viel Energie in die Entwicklung neuer Ideen, verwerfen diese dann jedoch aufgrund eines zu hohen Sicherheitsbedürfnisses und werden unflexibel", sagt Nicole Ruckser, Vorstandsmitglied der ÖVS. Dadurch können Innovationen nicht gedeihen und Unternehmen bleiben auf modernen Märkten zurück. Das ist frustrierend für alle Beteiligten.

 

Nicole Ruckser, ÖVS-Vorstandsmitglied

 

 

Perfektionismus und Team

Es gibt Menschen, bei denen gut niemals gut genug ist. Sie versuchen, Projekte „überperfekt" abzuschließen, sei es die optimale Reiseroute, die perfekte Präsentation oder sogar eine perfekte E-Mail, die mehrfach überarbeitet und dennoch unter großer Unsicherheit abgeschickt wird. „Perfektionismus ist oft ein Zeichen von mangelndem Selbstvertrauen. Dies kann schnell zu einer Eigendynamik führen. Menschen, die das Gefühl haben, ständig zu scheitern, können nur unter großer Anstrengung selbstbewusst und produktiv arbeiten", sagt Gerald Käfer-Schmid. Das mangelnde Selbstvertrauen wird auch durch die Unzufriedenheit verstärkt, die mit falsch verstandenem Perfektionismus einhergeht.

 

Perfektionismus und Organisationen

Es ist nicht die primäre Aufgabe von Organisationen, dafür zu sorgen, dass Mitarbeitende niemals enttäuscht, traurig oder verärgert sind. „Es ist unmöglich und völlig unrealistisch, Entscheidungen zu treffen, die von allen Seiten als gut eingestuft werden", betont Ruckser. Der Anspruch, in einer perfekten Organisation zu arbeiten, die alle Erwartungen erfüllt und perfekte Kommunikation bietet, führt nur zu Enttäuschungen. Wenn wir verstehen, dass Organisationen genauso wenig perfekt sind wie Menschen, können wir unsere Erwartungen anpassen. Denn unrealistische Erwartungen an Mitarbeitenden, Führungskräfte und Unternehmen belasten und erschweren eine produktive Zusammenarbeit.

 

Fazit

Ein gesundes und vor allem reflektiertes Maß an Perfektionismus kann zielführend sein, insbesondere wenn Supervision und/oder Coaching in den Prozess eingebunden werden. In diesen Bereichen werden eigene Erwartungen, Glaubenssätze und negative Antreiber bewusst gemacht und regelmäßig reflektiert. Diese externe Perspektive schafft die Grundlage für einen gezielten Einsatz von Perfektionismus im Sinne einer gesunden Zusammenarbeit von Führungskräften und Mitarbeiter in erfolgreichen Organisationen. Eine gesunde Fehlerkultur am Arbeitsplatz ermöglicht es den Mitarbeitenden, sich weiterzuentwickeln, innovative Ideen einzubringen und letztendlich zum Erfolg des Unternehmens beizutragen. 


Text: Michaela Neubauer | Fotos: d.signwerk, Christina Hein, AdobeStock_ deagreez

 

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