Emotionaler Anker in schweren Zeiten

Brigitte Guschlbauer erkrankte dreimal binnen weniger Wochen an schwerer Sepsis. Dass sie überlebte, hat sie dem Einsatz ihrer zahlreichen Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften zu verdanken. Was sie jedoch so sehr während ihres langen Aufenthaltes auf der Intensivstation vermisste, waren Nähe und Verbindung zu Menschen. Als sie das erste Mal die BONDING MOMENTS des Start-ups TOGETHER.AUDIO hörte, spürte sie sofort, dass diese ihr beides ermöglicht hätten. Eine Bestätigung mehr für das Gründer-Duo Sonja Amann und Andreas Mühlmann in ihrer Zielsetzung, ihre hochpräzisen Audio-Files in die Routinetätigkeiten der Pflege und Fürsorge als emotionalen Anker für bessere Regeneration zu integrieren.

Andreas Mühlmann und Sonja Amann, TOGETHER.AUDIO

Brigitte Guschlbauers Körper sehnte sich nach Erholung und Ruhe. Die zweifache junge Mutter und Sozialarbeiterin der Kinder- und Jugendhilfe ignorierte jedoch die zahlreichen Warnsignale, die er ihr gab. Sie funktionierte so lange, bis sie auf der Intensivstation landete. Die Diagnose der Ärztinnen und Ärzte lautete schwere Sepsis mit Multiorganversagen. Statistisch gesehen hatte sie eine Überlebenschance von drei Prozent. Brigitte Guschlbauer überlebte. Innerhalb weniger Wochen folgten jedoch zwei weitere septische Schocks. In Summe war Brigitte Guschlbauer vier Monate auf der Intensivstation, sechs Wochen davon im Tiefschlaf. Heute kennt sie den Grund. Sie hatte eine Überlastungsdepression und dadurch keinerlei Ressourcen, auf ihr körperliches Befinden zu achten.

Während ihrer Tiefschlafphasen tanzte sie, wie sie es nennt, mit dem Tod. „Ich erinnere mich an Farbspiele und schlimme Alpträume“, erzählt sie rückblickend. Am schlimmsten war für sie jedoch die Einsamkeit, nachdem sie aus dem Koma aufgewacht war, obwohl ständig Pflegekräfte und Ärztinnen und Ärzte um sie herum waren. Wonach sie sich so sehr sehnte, waren Nähe und Verbindung zu Menschen. „Mir hätte es so sehr geholfen, wenn sich jemand einfach für zwei Minuten zu mir ans Bett gesetzt, meine Hand genommen und mir in die Augen geschaut hätte“, erzählt sie. Dann hätte sie die Einsamkeit viel leichter ertragen und besser entspannen können. Als ehemalige Sozialarbeiterin weiß sie, dass das Personal alles Erdenkliche für sie getan hat. Ihr ist auch bewusst, wie wichtig professionelle Distanz in einem helfenden Beruf ist. „Dennoch darf die Menschlichkeit nicht zu kurz kommen“, plädiert Frau Guschlbauer. Sie hält heute Workshops und Seminare für Pflegekräfte und Angehörige, um auf die Bedeutung von Aufmerksamkeit in der Pflege hinzuweisen.

In eine andere Welt versetzt

Als Sonja Amann und Andreas Mühlmann von TOGETHER.AUDIO ihr Kopfhörer überreichten, um in deren BONDING MOMENTS – eine Art individuelle Radiosendung mit vertrauten Stimmen und Geschichten hinterlegt mit Lieblingsmusik – reinzuhören, fühlte sie sich sofort in eine andere Welt versetzt. „Es war, als würde ich einen abgeschlossenen Raum betreten, in dem die Musik drinnen ist und nicht nur von außen ans Ohr kommt wie beispielsweise über eine Stereoanlage“, berichtet sie fasziniert. Sie spürte sofort, dass diese ihr damals die Nähe und Verbindung zu Menschen, vor allem zu ihrem Mann und ihren beiden kleinen Kindern, ermöglicht hätten, um ihre schreckliche Einsamkeit auf der Intensivstation zu minimieren und schneller zu regenerieren.

Menschen sind unersetzlich

Dieses Feedback bestätigte die beiden Start-up-Gründer in ihrem Tun. Ihre Vision ist es, die BONDING MOMENTS in die Routinetätigkeiten der Pflege und Fürsorge als emotionalen Anker für bessere Regeneration zu integrieren. „Menschen sind in ihrer Art unersetzlich für ein emotionales Dasein und ein humanes Kommunizieren. Die ‚Pille Mensch‘ sollte niemals als Wert verlieren“, bekräftigt auch der Klangforscher Thomas Chochola deren Zielsetzung. TOGETHER.AUDIO entwickelte in Abstimmung mit ihm, Ärzten und Pflegekräften die heutigen BONDING MOMENTS zu einer hochprofessionellen persönlichen „Radiosendung“. Der Ton-Meister setzt dabei auf WAV-Dateien, eine Entscheidung, die der Klangforscher befürwortet. „WAV-Formate liefern im Vergleich zu MP3 anteilig bis zu fast ident alle feinen Zwischenschwingungen, die für die Emotionalisierung des Übermittelten entscheidend sind.“

COVID als tragischer Ursprung

Die BONDING MOMENTS (verbindende Momente) beruhen auf einem tragischen Schicksal. Sonja Amann entwickelte gemeinsam mit Andreas Mühlmann deren Ursprünge, als ihr Mann schwer an COVID erkrankte, auf die Intensivstation verlegt wurde, und sie aufgrund des strengen Besuchsverbotes eine Möglichkeit suchte, mit ihm in Verbindung zu treten und für ihn da zu sein. Die Pflegekräfte setzten ihm mehrmals täglich die Kopfhörer auf, damit er die vertraute Stimme von Sonja Amann und seine Lieblingsmusik, aufgenommen im Tonstudio von Andreas Mühlmann, hören konnte. Sie bemerkten, dass er zunehmend entspannter wurde. Dennoch war die Erkrankung leider stärker. Andreas Bartl starb kurz nach Weihnachten 2020 an Lungenembolie und Multiorganversagen als Folgen von Covid.

Brigitte Guschlbauer zu hören im neuen Podcast

Damals brach für die gebürtige Vorarlbergerin Sonja Amann eine Welt zusammen. Heute ist sie stärker denn je. Dabei half ihr vor allem das innere Wissen, dass sie mit den Audio-Files Menschen in schwierigen Situationen wertvolle Unterstützung und emotionale Anker bieten kann. Wie wichtig diese Anker sind, erinnert sich Brigitte Guschlbauer auch nach siebzehn Jahren noch ganz genau. „Für mich war einer der schönsten Momente auf der Intensivstation, zum ersten Mal wieder geduscht zu werden, da mein Körper mit all seinen schweren Verletzungen dadurch volle Aufmerksamkeit geschenkt bekommen hat“. Im Gespräch mit Sonja Amann erzählt sie in den neuen Podcast-Folgen von TOGETHER.AUDIO über ihren Nahtod, ihre Einsamkeit, ihre Kommunikation, die nur über ihre Augen stattfinden konnte und ihr unglaubliches Glück, nach langer Zeit wieder selbst Wasser trinken zu können. Zu hören auf allen gängigen Podcast-Formaten, unter anderem auf Spotify.

Ein Kooperationspartner von TOGETHER.AUDIO ist die Intensivabteilung des Landesklinikum Horn: Die Angehörigen der Intensivpatientinnen und -patienten haben die Möglichkeit, Audio-Botschaften wie persönliche Texte, Lieder oder Geschichten aus dem gemeinsamen Leben zu verfassen. Diese persönlichen Botschaften werden dann den Patientinnen und Patienten vorgespielt.


Text: Michaela Neubauer | Foto: TOGETHER.AUDIO

 

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