Gefäßgesund reisen
Wer stundenlang in Flugzeug, Bahn oder Auto sitzend verbringen muss, sollte ganz besonders gut darauf achten, gesund am Ziel anzukommen. Die Gefäßchirurgin Dr. Kerstin Schick hat Tipps für venengesundes Reisen.
Bewegung
Zu langes ununterbrochenes Sitzen ist Gift für unsere Beine. Diese brauchen immer wieder Bewegung, damit die Muskelpumpe aktiviert und der Blutstrom in die richtige Richtung, nämlich zurück zum Herzen, gepumpt wird. Im Sitzen wird unsere Beckenetage außerdem stark komprimiert und der venöse Abstrom deutlich eingeschränkt. Daher ist es so wichtig, immer wieder einmal aufzustehen, ein paar Schritte zu gehen, sich etwas zu strecken und zu dehnen, soweit dies die Gänge des Flugzeugs und die Mitreisenden es zulassen.
Trinken
Hoch über den Wolken trocknet unser Körper durch die niedrigere Luftfeuchtigkeit in der Kabine deutlich schneller aus, da diese nur bei circa 20 Prozent liegt. Normalweise beträgt die uns umgebende Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent. Das bedeutet für uns, dass wir auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten müssen. Empfohlen wird circa ein halber Liter Flüssigkeit pro Flugstunde. Dabei sollte möglichst auf Alkohol und koffeinhaltige Getränke verzichtet werden, da diese eine eher ausschwemmende Wirkung haben, unserem Körper Wasser entziehen und unsere Flüssigkeitsbilanz daher nicht verbessern.
Beingymnastik
Von den Flugvideos kennen wir sie – die häufig belächelten Gymnastikübungen an Bord. Doch diese Übungen, die wir im Sitzen an unserem Platz regelmäßig vornehmen können, sind gut und wichtig. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, die alle das Ziel haben, die Wadenmuskulatur zu bewegen und damit die Muskelpumpe unseres venösen und auch lymphatischen Abstroms zu aktivieren. Ein Beispiel? Aufrecht an der Sitzvorderkante sitzen und die Füße auf die Zehenspitzen aufstellen. Wechsel auf die Fersen, dann wieder auf die Zehenspitzen. Diesen Wechsel alle halben Stunden 10-mal wiederholen. Sie werden schnell merken, wie gut das tut.
Thromboserisiko
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, auf der nächsten Flugreise eine Thrombose zu erleiden? Das hängt von sehr vielen Faktoren ab. Dabei gilt es, das individuelle Risiko für den Eintritt einer Thrombose durch gezielte Fragen und ggf. Parameterbestimmungen herauszufinden. Hat man selber schon einmal eine Thrombose erlitten? Liegt eine bekannte Gerinnungsstörung vor? Besteht aktuell eine Situation besonders hoher Thromboseneigung? Sind Mitglieder der eigenen Familie schon an Thrombosen erkrankt? Es ist ratsam, eine Fachärztin oder einen Facharzt für diese Fragestellungen aufzusuchen, wenn man nicht alle Fragen mit einem klaren Nein beantworten kann.
Kompression
Kompressionsstrümpfe gibt es in allen Farben und zum Teil mit modernen Mustern. In lang oder kurz, in verschiedenen Klassen und von knalligem Pink bis elegantem Anthrazit ist alles dabei. Was passiert denn aber eigentlich mit unseren Beinen, wenn wir Kompressionsstrümpfe tragen? Einfach ausgedrückt: der Anpressdruck von außen auf das Bein führt zu einer Drucksteigerung im Gewebe und damit kann weniger Flüssigkeit aus den Gefäßen in das umgebende Gewebe abfließen, bzw. wird zurückgedrückt. Die Folge davon: schlankere Beine und Füße. Auch die sogenannten Stützstrümpfe, die mit weniger Anpressdruck arbeiten, können den geschwollenen Knöcheln auf langen Reisen entgegenwirken.
BUCHTIPP
Venusvenen von Dr.med Kerstin Schick
ISBN: 978-3431070453
Text: Michaela Neubauer | Fotos: venusvenen