Versteckte Gefahr
Wer häufig an Infekten leidet oder sich ohne ersichtliche Ursache ständig müde und schlapp fühlt, sollte hellhörig werden.
Eine Entzündung ist ein Schutzmechanismus des Körpers: Er wehrt sich mit einer Immunreaktion gegen eindringende Bakterien oder Viren sowie innere oder äußere Verletzungen. Wird die Haut etwa durch einen Schnitt verletzt, setzt der Entzündungsprozess ein, um die Blutung aufzuhalten und das Gewebe zu heilen. Gelangen Bakterien über die Harnröhre in die Blase, kommt es zu einer schmerzhaften Blasenentzündung. Wegen ihrer kürzeren Harnröhre sind Frauen häufiger betroffen, da die Keime leichter vordringen können. Im Rahmen der Entzündung werden Antikörper und Abwehrzellen des Immunsystems aktiv, um die Krankheitserreger zu bekämpfen. Im Normalfall klingt die Entzündung wieder ab. Wird der Körper im betroffenen Bereich mit den Krankheitserregern nicht fertig, wird die Entzündung chronisch. Die Krankheitserreger werden dann über das Blut in andere Körperregionen transportiert. Der Körper reagiert darauf mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl: „Man fühlt sich wie bei einer Grippe – müde, abgeschlagen, niedergedrückt und muskelschwach“, erklärt Dr. Jörg Hildebrandt, Facharzt für Augenheilkunde und Arzt für Allgemeinmedizin, Referatsleiter für Integrative Medizin in der NÖ Ärztekammer.
„Eine Verhaltensänderung durch Ernährungsumstellung,Gewichtsabnahme, Yoga, Bewegung in der Natur oder persönlicher Stressabbau bewirkt viel.“
LEBEN SIE ENTZÜNDUNGSHEMMEND!
Ernährung
Eine anti-entzündliche Wirkung haben Obst, Gemüse und Kräuter. Ideal ist der Verzehr von fünf kleinen Portionen Obst und Gemüse täglich. Die darin enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe konnten Studien zufolge die Entzündungswerte im Blut reduzieren. Damit die wertvollen Inhaltsstoffe erhalten bleiben, sollte das Gemüse schonend gegart werden und das Obst mit Schale (auf biologischen Anbau achten) gegessen werden. Besonders empfohlen: Kohlsorten wie Karfiol, Kohlsprossen oder Brokkoli, Knoblauch, Zwiebel, Ananas, Zitrusfrüchte, Beeren, Rosmarin, Ingwer, Kresse, Oregano und Kurkuma. Ebenfalls wichtig: Omega-3-Fettsäuren, die in Lein-, Raps-, Algenöl oder Fischen enthalten sind.
Bewegung
Regelmäßige sportliche Aktivitäten haben viele positive Effekte: Sie verbessern die Durchblutung, wirken dem Muskelschwund im Alter entgegen, kommen Knochen und Gelenken zugute, machen das Herz leistungsfähiger und wirken sich positiv auf die Blutfettwerte aus. Die geistige Leistungsfähigkeit nimmt durch die stärkere Durchblutung des Gehirns zu und das allgemeine Wohlbefinden steigt. Studien zufolge senkt moderate Bewegung auch den CRP-Wert (C-reaktives Protein) im Blut, der auf eine Entzündung im Körper hinweist. Empfohlen werden Sportarten wie Radfahren, Schwimmen, Walking oder Wandern.
Erholsamer Schlaf & Stressmanagement
Ausreichend und gut zu schlafen ist nicht nur wichtig für Allgemeinbefinden und Stimmung, sondern wirkt sich auch auf das Immunsystem aus.
Studien zeigen, dass Schlafmangel die Immunabwehr schwächt. Somit haben stille Entzündungen ein leichteres Spiel. Erholsame Nachtruhe, wobei das individuelle Schlafbedürfnis ganz unterschiedlich sein kann, ist für einen anti-entzündlichen Lebensstil ebenso wichtig wie gutes Stressmanagement. Chronische Stressbelastung begünstigt das Entstehen einer stillen Entzündung. Das Angebot an Entspannungstechniken ist groß: Tai Chi, Yoga, Meditation, Autogenes Training oder progressive Muskelentspannung nach Edmund Jacobsen helfen, chronischen Stress abzubauen.
BUCHTIPP
Dr. Karsten Krüger:
Der stille Feind in meinem Körper
Wie chronische Entzündungen uns krank machen und was wir dagegen tun können. Entzündungen sind weit verbreitet: Sodbrennen, Arthritis, Entzündungen nach Verletzungen oder des Zahnfleischs, um nur einige zu nennen. Mit diesem Buch erlernen Leserinnen und Leser, durch moderate Lebensumstellungen Entzündungen im Körper entgegenzuwirken. Dazu gehören anti-entzündliche Strategien durch Anpassung der körperlichen Aktivität, der Ernährung, des Schlafes sowie ein wirkungsvolles Stressmanagement.
ISBN: 978-3-958031135
Text: Jacqueline Kacetl | Fotos: iStock_Lupus erythematodes
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