Der Körper als Therapeut

Die konzentrative Bewegungstherapie ist eine körperorientierte Form der Psychotherapie, bei der das Wahrnehmen durch Bewegung im Fokus stehen.

Auf dem Boden liegt ein Tennisball. Der Klient schaut ihn an. Er rollt zuerst den rechten Fuß auf dem Ball ab, danach den linken. Marlene Gallistl, Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision, fragt ihr Gegenüber: „Wie fühlt sich jeder einzelne Fuß an? Was spüren Sie?“ Vielleicht eine Verspannung in der Hüfte. Vielleicht ist der Tennisball nicht für jeden Fuß angenehm. Man fängt an, seinen Körper bewusst wahrzunehmen. Die Arbeit mit dem Körper steht im Fokus der konzentrativen Bewegungstherapie, einer Form der Psychotherapie.

Erleben als Teil der Therapie

23 verschiedene Richtungen der Psychotherapie sind in Österreich anerkannt. Die konzentrative Bewegungstherapie ist eine davon. Diese Form ist körperorientiert und findet auch  in der Gruppe statt. Wichtig dabei: „Wir arbeiten mit dem Erleben im Hier und Jetzt. Das Erleben ist der wichtigste Teil der Therapie“, erklärt Gallistl. Angewandt werden kann diese Therapie bei verschiedenen psychischen Erkrankungen und Fragestellungen. „Wenn mir ein Klient oder eine Klientin erzählt, dass sich das Leben ‚hatschert‘ anfühlt, dann fordere ich ihn beziehungsweise sie auf, in diesen Zustand zu kommen. Also man ‚hatscht‘ dann durch den Raum. Was spürt man dabei? Was passiert mit mir, wenn ich hatsche?“ Die Therapeutin erarbeitet einen neuen Umgang mit dem Problem und verändert Bewegungsmuster in Form einer „Probehandlung“. Es werden Strategien erarbeitet, die auf das Leben umgelegt werden können: „Hier geht es etwa darum, sich Hilfe zu holen, dass einen jemand am Weg stützt.“ Hinter diesem „Real-Erleben“ steckt eine große Kraft, denn durch die veränderten Bewegungsmuster probiert man neue Möglichkeiten aus, wie man sein Leben meistern kann. Zur Unterstützung verwendet die 33-Jährige jede Menge Materialien: Rundhölzer, Naturmaterialen und Tennisbälle. Diese füllen sogar einen ganzen Kasten aus.

Marlene Gallistl, Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision, www.kbt.at, www.mag-therapie.at

 

„Wir gehen oft nicht wertschätzend mit unserem Körper um. Entweder man selbstoptimiert ihn oder man braucht ihn nicht.“


Text: Daniela Rittmannsberger | Fotos: iStock_ Ivan-balvan, beigestellt
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