Warum der Großzeh schuld ist, wenn das Schienbein schmerzt

Schmerzen im Schienbein sind ein häufiges Problem bei Läuferinnen und Läufern und können den Laufgenuss erheblich beeinträchtigen. Was viele nicht wissen: Die Ursache dafür liegt oft im großen Zeh. Fehlstellungen der Zehen, insbesondere der Hallux valgus, können zu Gelenkschmerzen im gesamten Körper führen. Doch es gibt Wege, diesem Problem entgegenzuwirken.

Eine Studie mit insgesamt 500.000 Probanden, deren Füße in 447 Sportfachgeschäften in den USA, Europa und Asien gescannt wurden, hat ergeben, dass mehr als zwei Drittel aller Läuferinnen und Läufer unter einem sogenannten Läufer-Hallux leiden. Dabei handelt es sich um eine Fehlstellung des großen Zehs, bei der dieser in Richtung der kleinen Zehen zeigt. Diese Verformung hat nicht nur optische Auswirkungen, sondern beeinträchtigt auch die Funktion des Fußes.

 

Mehr Platz für den Zeh

Der große Zeh spielt eine wichtige Rolle für die Stabilität des Fußes, insbesondere beim Laufen, bei dem das Zwei- bis Dreifache des eigenen Körpergewichts auf die Fußstruktur wirkt. Eine dauerhafte Deformation des großen Zehs führt zu einem Verlust an Stabilität im Vorfuß, was wiederum zu Schmerzen im Schienbein und anderen Gelenken führen kann.

Eine Möglichkeit, dem Hallux entgegenzuwirken, besteht darin, dem großen Zeh mehr Platz zu geben. Die meisten Laufschuhe auf dem Markt engen den großen Zeh jedoch ein und nehmen ihm dadurch sein Kraftpotenzial. Eine Lösung bietet etwa das Konzept von Joe Nimble, einem Unternehmen, dessen Schuhe auf über 40 Jahren Forschung und Praxis basieren. Durch eine breitere, anatomisch korrekte Zehenbox haben die Zehen ausreichend Raum, sich zu spreizen und ihre natürliche Stabilisierungsfunktion während des Laufens auszuüben.

 

Zehenspitzentest

Um festzustellen, ob man unter einem Hallux leidet, kann ein einfacher Zehenspitzentest durchgeführt werden. Dieser Test ermöglicht es, mögliche Fehlstellungen zu erkennen, auch wenn sie äußerlich nicht sichtbar sind.

Um das Ergebnis besser zu visualisieren, kann man zuerst mit einem Kugelschreiber einen Punkt an der Wurzel des zweiten Zehs und in der Mitte des vorderen Sprunggelenks aufmalen und die beiden Punkte mit einem Lineal gerade verbinden. Anschließend macht man folgenden Test: 

Stellen Sie sich barfuß oder mit Socken in einem Abstand von ca. 55 cm vor eine Wand und stützen Sie sich mit den Händen an der Wand ab.

Jetzt heben Sie ein Bein an und gehen mit dem anderen Bein in den Zehenstand.  Versuchen Sie dabei die Ferse so hoch wie möglich anzuheben. Der Fuß sollte gerade im 90° Winkel ausgerichtet zur Wand stehen (auf keinen Fall schräg).

Halten Sie am höchsten Punkt kurz an und senken Sie die Ferse dann wieder ab. Wiederholen Sie den Vorgang erneut; nach max. 10 Wiederholungen wechseln Sie den Fuß und beginnen Sie den Test mit dem anderen Fuß von vorn.

Bei Überpronation knickt der Mittelfuß am höchsten Punkt über das Großzehengrundgelenk nach innen, anstatt gerade nach vorn ausgerichtet zu bleiben. Bei Supination knickt er über die vier kleineren Zehen nach außen.

Zusätzlich zur Wahl des richtigen Schuhwerks können auch Zehengymnastik und Zehenspreizer helfen, den großen Zeh zu stärken und in seine natürliche Position zurückzuführen.

Schmerzen im Schienbein und anderen Gelenken müssen nicht das Ende des Laufvergnügens bedeuten. Indem man dem Hallux entgegenwirkt und den großen Zeh unterstützt, kann man die Stabilität und das Kraftpotential des Fußes verbessern. Es lohnt sich, auf die Bedürfnisse des großen Zehs zu achten und mögliche Fehlstellungen frühzeitig zu erkennen, um Schmerzen vorzubeugen und das Laufvergnügen zu erhalten.


Text: Michaela Neubauer | Foto: AdobeStock_ Issara

 

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