5 Fragen zu Antibiotika

GESUND & LEBEN spricht mit Dr. Oskar Janata, Hygienefacharzt und Infektionsspezialist in Wien, über die richtige Einnahme von Antibiotika, und klärt Mythen über die Medikamente auf.

In welchen Krankheitsfällen sind Antibiotika unverzichtbar und wann macht die Antibiotikagabe keinen Sinn?

Dr. Oskar Janata: Mit Antibiotika kann man nur jene Infektionen behandeln, die auf Bakterien zurückzuführen sind – zum Beispiel Blasenentzündungen oder Rotlauf. Bei einer Lungenentzündung wird es hingegen schon schwieriger, denn hier gibt es sowohl Virusinfektionen wie bei Covid-19 als auch bakterielle Lungenentzündungen, die zum Beispiel durch Pneumokokken oder Legionellen verursacht werden. Wenn Zweifel bestehen, ob es sich um eine bakterielle oder eine Virusinfektion handelt, gibt ein Blutbild Aufschluss darüber, ob die Leukozyten oder das CRP erhöht sind, und liefert damit wichtige Hinweise darauf, ob der Erkrankung eine virale oder bakterielle Komponente zugrunde liegt. Im Bereich der oberen Atemwege – bei Halsschmerzen, Schnupfen und Heiserkeit – handelt es sich fast immer um eine Virusinfektion. Hier wäre eine Antibiotikagabe auf jeden Fall kontraindiziert und man sollte auch nicht die Vorstellung befeuern, dass man damit eine raschere Linderung der Beschwerden erzielen kann.

Muss man Antibiotika nehmen, bis die Packung leer ist oder kann man sie auch früher absetzen?

Die Idee, Antibiotika einzunehmen, bis die Packung leer ist, hat sich eingebürgert, weil man verhindern wollte, dass man die Medikamente zu früh absetzt und die Bakterien dadurch resistent werden – doch die Packungsgröße ist mit Sicherheit kein aussagekräftiger Parameter. Gerade bei den typischen „Hausarzt-Indikationen“ wie Blasenentzündung oder Bronchitis wissen wir heute, dass die Bakterien viel rascher abgetötet sind, als man früher angenommen hat. Das Nachhinken der Beschwerden wie Fieber oder Abgeschlagenheit sollte man nicht mit einem noch immer bestehenden Bedarf an Antibiotika verwechseln. Der Trend geht definitiv in Richtung „je kürzer, desto besser“. Nehmen Sie die Medikamente so lange ein, wie von der Hausärztin, dem Hausarzt verordnet, auch wenn dann vielleicht noch ein paar Tabletten übrigbleiben – und geben Sie den Rest an die Apotheke zurück.

Warum sollte man Antibiotika nicht zusammen mit Milchprodukten einnehmen? Wie sieht es mit Ersatzprodukten wie Hafer-, Mandel- oder Kokosdrinks aus?

Es gibt nur zwei Antibiotikagruppen, die von Milch und Milchprodukten beeinflusst werden, nämlich Chinolone und Tetracycline.

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Text: Michaela Neubauer
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