Der Hammer im Kopf
Pochende, pulsierende Kopfschmerzen, Übelkeit und Licht- oder Lärmempfindlichkeit: Menschen, die an Migräne leiden, haben eine eingeschränkte Lebensqualität. Doch es gibt Hilfe.
In Österreich leiden rund eine Million Menschen an Migräne. Nach wie vor wird die Krankheit stigmatisiert. „Die therapeutischen Möglichkeiten werden nicht ausgeschöpft“, sagt Univ.-Prof. Dr. Christian Wöber, Professor für Neurologie und Leiter der Kopfschmerzambulanz an der MedUni Wien. Das führe dazu, dass Migränepatientinnen und -patienten auch zur Arbeit gehen, wenn sie Schmerzen haben, aus Angst, man könne ihre Erkrankung nicht ernst nehmen. Hoffnung auf Schmerzreduktion geben neue Prophylaxe- und Akutmedikamente.
Entstehung ist erforscht
Migräne entsteht im Hirnstamm, das ist seit Jahrzehnten bekannt. Als Ursachen gelten genetische und epigenetische Faktoren. Eine zentrale Rolle spielt auch das Neuropeptid CGRP (Calcitonin Gene Related Peptide), das Entzündungen in der Hirnhaut fördert, Blutgefäße beeinflusst und die Schmerzleitung verstärkt. Der Botenstoff wird bei Migräneattacken vermehrt ausgeschüttet. Um ihn zu blockieren, stehen seit einigen Jahren monoklonale Antikörper zur Verfügung. „Im Gegensatz zu den bisherigen oralen Wirkstoffen zur Migräneprophylaxe, die alle ursprünglich für andere Indikationen entwickelt wurden, richten sich die monoklonalen Antikörper gezielt gegen das wichtige Substrat der Migräne-Pathophysiologie, gegen CGRP, also gegen die blutgefäßerweiternde Substanz“, erklärt Wöber.
Univ.-Prof. Dr. Christian Wöber
Professor für Neurologie, Leiter der Kopfschmerz-ambulanz an der MedUni Wien
Univ.-Prof. Dr. Çiçek Wöber-Bingöl Leiterin der Kopfschmerz-ambulanz für Kinder und Jugendliche an der MedUni Wien
Text: Doris Simhofer⎪Fotos: iStock_Deagreez; Meduni wien