Die anderen sind nicht an allem schuld

Negative Erlebnisse prägen häufig das Leben. Doch sie müssen es nicht bestimmen: Psychotherapeutin Martina Leibovici-Mühlberger zeigt auf, wie man das Narrativ des Lebens neu schreiben und so ein positiveres Leben führen kann.

Was wir erleben, prägt uns. Und macht uns häufig zu dem, wer wir sind. Das fängt bereits in der Kindheit an: Je nachdem, ob wir in einem liebevollen Zuhause aufwachsen oder traumatische Erfahrungen machen, gestaltet sich unser weiteres Leben. Doch sind wir vor allem unseren negativen Erlebnissen hilflos ausgeliefert? Müssen wir Opfer bleiben? Nein, ist Psychotherapeutin Prof. Dr. Martina Leibovici-Mühlberger überzeugt.

Die Suche nach der Schuld

Die Psychotherapeutin und Ärztin beschäftigt sich in ihrem neuen Buch „Remake yourself“ mit dem Narrativ – also der Erzählung – des eigenen Lebens. Inspiriert wurde sie von der vorherrschenden Stimmung: „Seit der Corona-Pandemie herrscht ein kollektives negatives Narrativ in unserer Gesellschaft. Statt Zuversicht gibt es Pessimismus. Das gesellschaftliche Grundgefühl ist kein gutes“, sagt Leibovici-Mühlberger. Dabei braucht es nicht unbedingt eine Pandemie, Kriege & Co, um sein Leben negativ zu betrachten. Häufig sind es negative Erfahrungen, die man gesammelt hat, die die Sicht auf das eigene Leben trüben. Dieses Narrativ prägt oft die eigene Identität. Dass im Leben vieler Menschen bisher auch viel Positives passiert ist, verlieren sie im Alltag oft aus dem Blick. „Wir haben eine selektive Wahrnehmung. Gute Erinnerungen haben wir oft vergraben.“ Passiert etwas im Leben, das wir so nicht geplant haben, ist es für die Menschen oft gleichbedeutend mit einem Unglück. Dass die Planänderung aber auch eine Lernerfahrung ist und eine positive Konsequenz haben kann, hängt davon ab, wie man die Dinge gewichtet, sagt die Psychotherapeutin. Doch vielen Menschen gelingt es nicht, das Positive an der Sache zu sehen. Sie suchen hingegen nach einem Schuldigen bzw. einer Schuldigen, der bzw. die verantwortlich für die missliche Lage ist.
„Häufig wird bei den Eltern oder den Lehrkräften nach Erklärungen für das Negative im Leben gesucht. Dabei machen wir uns zu Opfern und leben unser Leben passiv.“

Prof. Dr. Martina Leibovici-Mühlberger, Psychotherapeutin

 

„Negative Erfahrungen, die man gesammelt hat, können die Sicht auf das eigene Leben trüben. Wir sollten uns aber nicht zu Opfern machen lassen.“


Text: Daniela Rittmannsberger⎪Fotos: Istock by gettyimages, MatthieuMunoz

 

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