Sicher ins Wasser

Ob im Planschbecken, im Pool oder am Strand: Im Wasser haben Kinder Riesenspaß. Damit sie beim Baden und Planschen sicher sind, sind ein paar Regeln zu beachten.

Jedes Jahr ertrinken in Österreich drei bis fünf Kinder. Tod durch Ertrinken stellt bei Kindern unter fünf Jahren sogar die häufigste Unfallart mit Todesfolge dar. Dazu kommen jene Badeunfälle, die zwar nicht tödlich enden, aber dauerhafte Gehirnschäden mit sich bringen. Wo auch immer Kinder mit Wasser in Berührung kommen, ist also höchste Vorsicht geboten. Dass Kinder früh und richtig Schwimmen lernen, ist der wichtigste Schutz gegen Ertrinken.

So lernen Kinder schwimmen

GESUND & LEBEN hat Schwimmtrainer Martin Keiml gefragt, worauf es dabei zu achten gilt.

Martin Keiml, Schwimmtrainer

Martin Keiml,
Schwimmtrainer

Was braucht es, damit ein Kind das Schwimmen erlernt?

Schwimmen lernen geschieht in drei Phasen. Ganz am Anfang steht die Phase der Wassergewöhnung, die nicht übersprungen werden darf. Sich im Wasser zu bewegen, kann für Kinder anfangs unheimlich sein, da muss man sie behutsam unterstützen und darf sie auf keinen Fall zu etwas zwingen. Wassergewöhnung geht ganz spielerisch, zum Beispiel im Planschbecken. Oder – so mache ich das in meinen Schwimmkursen bei sehr ängstlichen Kindern – mit einer Wasserschüssel und einem Strohhalm, mit dem geblubbert werden darf. Schritt für Schritt nähern wir uns dabei dem Wasser an. Bis sich die Kinder schließlich trauen, ins Wasser zu gehen, auch den Kopf und die Augen unter Wasser zu tauchen. Die Kinder sollen dabei lernen, sich selbstständig im Wasser zu bewegen. Deshalb ist es gut, wenn das Wasser nur so tief ist, dass sie stehen oder sogar sitzen können, ohne unterzutauchen.

Welche Fertigkeiten sollten sich Kinder noch aneignen?

Wichtig ist, zu tauchen – auch ohne Brille und ohne sich die Nase zuzuhalten. Es gibt immer wieder Eltern, die zu mir sagen: Mein Kind kann schwimmen, aber sobald es den Kopf unter Wasser taucht, bekommt es Panik. Ein Kind ist aber nur dann sicher, wenn es nicht panisch wird, sollte es einmal ins Wasser fallen und mit dem Kopf untertauchen. Es muss wissen, dass dann kein Wasser in die Nase kommt, wenn es ausatmet. Außerdem sollten Kinder lernen, sich in Rückenlage zu begeben und oben zu bleiben. Wenn ein Kind das kann, ist es jederzeit sicher, auch wenn ihm mitten im See die Kraft ausgeht. Hier sind wir schon mitten in der zweiten Phase, der Wasserbewältigung.

Was passiert in dieser Phase?

Kinder unternehmen dabei erste Schwimmversuche. Sie tun das ganz instinktiv, indem sie anfangen, Paddelbewegungen zu machen. Dafür brauchen die Kinder keine festen Schwimmhilfen, also keine Schwimmflügel. Besser sind Schwimmnudeln oder -bretter, weil sie selber entscheiden können, wie intensiv sie diese verwenden möchten und wann sie sie weglassen. Wichtig ist, dass das Wasser nur so tief ist, dass das Kind gut stehen kann. So kann es selbstständig üben.

Wann sollte man einem Kind die korrekte Schwimmtechnik beibringen?

Ab dem Volksschulalter sind Kinder körperlich und geistig soweit. Richtig sicher im Wasser ist ein Kind dann, wenn es sich gut über Wasser halten kann – und zwar beliebig lange. Wenn ein Kind wenige Meter schafft, bevor es untergeht und mit Müh und Not den Beckenrand erreicht, kann man nicht davon reden, dass es wirklich schwimmen kann. Es ist aber nie zu spät, schwimmen zu lernen. Mein ältester Schwimmanfänger war 75. Es kommen auch immer wieder Eltern zu mir, die nicht oder nicht gut schwimmen können, und die motiviert sind, es mit ihrem Kind zu lernen.


Text: Sandra Lobnig | Fotos: ZVG
Mehr zum Thema Schwimmen in GESUND & LEBEN 07/08-2021.

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