Bellende Retter
Vermisste Personen zu suchen und zu finden – das ist das Ziel der Rettungshunde Niederösterreich.
Manchmal ist es eine Rettung in letzter Minute. Wie erst vor wenigen Monaten: Ein dementer Pensionist, der zuhause gepflegt wurde, war unbemerkt spazieren gegangen und hatte sich verirrt. Im Dunklen war er schließlich gestolpert und eine Böschung hinuntergerutscht, wo er sich in einem Zaun verfangen hatte. „Der Mann war nur leicht bekleidet. Damals hatte es noch Minusgrade in der Nacht. Wir mussten ihn also unbedingt schnellstmöglich finden“, erinnert sich Karin Kuhn. Hochkonzentriert sucht sie mit ihrer Labrador-Hündin Gillie die Umgebung ab. Die ausgebildete Hündin verfolgt die Geruchsspur des Vermissten zurück – und wirklich: Plötzlich zeigt Gillie aufgeregt an, dass sie etwas gefunden hat. Im Schein der Taschenlampe erkennt Karin Kuhn den vermissten Mann. Er lebt! Ein unglaubliches Gefühl. „Davor waren schon Suchmannschaften ohne Hund am Fundort vorbei gegangen. Natürlich setzt jeder Suchende alles daran, den Vermissten zu finden. Doch das menschliche Auge ist im Vergleich zur Hundenase oft nicht effizient genug.“
Auf den Hund gekommen
Momente wie diese sind es, die Karin Kuhn mit großem Stolz erfüllen. Seit 25 Jahren ist sie im Rettungshundeeinsatz, war mittlerweile bei knapp 800 Personensucheinsätzen dabei und ist inzwischen Geschäftsführerin der Rettungshunde Niederösterreich, wo sie für die Ausbildung von Rettungs- und Therapiehunden zuständig ist. Aber wie kann man sich Rettungshundearbeit überhaupt vorstellen? „Rettungshunde verfolgen die Geruchsspur abgängiger Personen, sowohl im ländlichen als auch im städtischen Umfeld. Wir suchen Vermisste im unwegsamen Gelände sowie Verschüttete nach Erdbeben, Gebäudeeinstürzen und anderen Katastrophen“, erklärt Kuhn. Auch die niederösterreichischen Landes- und Universitätskliniken sowie die Pflege-, Betreuungs- und Förderzentren machen regelmäßig von den Rettern auf vier Beinen Gebrauch. „Es kann immer wieder vorkommen, dass demente Patientinnen und Patienten abgängig sind, sich verirren und nicht mehr zurückfinden. Dann sind wir sofort zur Stelle – wir arbeiten ehrenamtlich, kostenlos und sind rund um die Uhr einsatzbereit“, sagt Karin Kuhn.
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Text: Michaela Neubauer | Fotos: Barbara Nidetzky
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