Gesund im Alter

Der Anteil älterer Menschen und Hochbetagter nimmt stetig zu. Das ist mit wachsenden gesellschaftlichen Herausforderungen verbunden.

Fragen des Altwerdens beschäftigen die Menschen seit langer Zeit. Schon der römische Philosoph Marcus Tullius Cicero stellte vor mehr als zweitausend Jahren in seinem Werk „Cato maior de senectute“ Überlegungen über das Alter an. Cicero widerlegt darin negative Einstellungen gegenüber dem Altwerden. Dass alte Menschen zur Untätigkeit verurteilt seien oder das Nachlassen der körperlichen Kräfte beklagenswert sei, hält Cicero die Erfahrung und geistige Überlegenheit des Alters entgegen. Der Redner, Staatsmann und Philosoph spricht sich dafür aus, im höheren Alter weiterhin eine Funktion für das Gemeinwesen auszuüben, den Körper zu kräftigen, nicht maßlos zu leben und den Geist zu trainieren. Aus heutiger Sicht können diese Gedanken als Vorläufer moderner
wissenschaftlicher Erkenntnisse gelten. Sich körperlich zu bewegen, vernünftig zu ernähren und geistig rege zu bleiben, werden als vorbeugende Maßnahmen gegen Demenz und allgemein zur Prävention von Wohlstandskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes empfohlen.

Interview - Soziale Kontakte sind wichtig

Univ.-Prof. Mag. Dr. Franz Kolland,
Soziologe und Gerontologe, Leiter des Kompetenzzentrums für Gerontologie und Gesundheitsforschung an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften

Wie hat sich die Sicht auf das Alter im historischen Verlauf verändert?

Historisch betrachtet hat das Ansehen der Alten gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch die Urbanisierung und die Eigenständigkeit der nachfolgenden Generationen hinsichtlich der Wahl des Ehepartners und des wirtschaftlichen Erwerbs abgenommen. Seit dieser Zeit ist die gesellschaftliche Sicht auf das Alter weder eindeutig positiv noch eindeutig negativ. Der Blick auf das Alter ist ambivalent.

Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf ältere Menschen?

Durch die Corona-Krise haben wir festgestellt, dass der Rückzug alter Menschen in die eigenen vier Wände zu einem Abbau der kognitiven Leistungen führt. Internationale Studien zeigen, dass die Gedächtnisleistungen durch Social Distancing gelitten haben. Man sieht dadurch, wie wichtig es ist, eine ausreichende Zahl an sozialen Kontakten im Alter zu haben. Menschen, die allein leben, sollten nicht vereinsamen. 

Sind neue Wohnformen für Seniorinnen und Senioren im Aufwind?

Je höher das Bildungsniveau ist, desto differenzierter sind die Bedürfnisse, was das Wohnen anbelangt. Die Vielfalt des Wohnens im Alter nimmt in den letzten zehn Jahren deutlich zu. Neue Modelle wie Wohngemeinschaften bzw. intergenerationelles Wohnen sind aber einer Minderheit vorbehalten. Der Anteil neuer Wohnformen liegt bei unter einem Prozent. In Österreich lebt nur eine geringe Anzahl alter Menschen in Pflegeheimen – rund zehn Prozent. Die überwiegende Mehrheit lebt zuhause und wird durch Angehörige, mobile Dienste oder Hauskrankenpflege betreut. Wir werden zwar auch längerfristig mehr Wohnvielfalt bekommen, zu einem Modellwechsel wird es aber nicht kommen.


Text: Jacqueline Kacetl | Foto: iStockphoto / Cherriesjd, KL / Klaus Ranger
Mehr zum Thema „Gesund im Alter“ und zum Interview mit Univ.-Prof. Mag. Dr. Franz Kolland erfahren Sie in GESUND & LEBEN 11/21.

Zurück
Zurück

Regional statt radikal

Weiter
Weiter

Vorbeugen statt leiden