Vorbeugen statt leiden
Gesundenuntersuchungen können Leben retten. Dennoch werden sie noch immer viel zu wenig genutzt. Österreicherinnen und Österreicher sind Vorsorgemuffel, auch infolge der Pandemie. GESUND & LEBEN zeigt, welche Untersuchungen wann in Anspruch genommen werden sollten.
Die Zahlen sind ernüchternd: Nur 1,1 von knapp neun Millionen Österreicherinnen und Österreichern nutzten laut Statistik Austria 2019 die Chance einer Vorsorgeuntersuchung – und das sind definitiv viel zu wenige. Auch die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) ortet ein klares Defizit. Und alarmiert, denn: 2020 nahmen sogar um elf Prozent weniger Menschen das Angebot eines präventiven Health-Checks in Anspruch als noch 2019. Auch Koloskopien (Darmspiegelungen) und Mammografien (Röntgenuntersuchungen der weiblichen Brust) gingen laut ÖGK-Daten um jeweils 13 Prozent zurück. Dies liegt natürlich an der Pandemie – und der Angst, sich bei seiner Ärztin oder dem Hausarzt mit Covid-19 anzustecken. Aber auch am mangelnden Gesundheitsbewusstsein: Hierzulande sorgen nur 14,3 Prozent regelmäßig vor – und das bei einer Gesundenuntersuchung, die allen Personen ab 18 mit Wohnsitz in Österreich einmal jährlich kostenlos zusteht.
Pandemie als Vorsorgebremse
Dabei kann der regelmäßige Gesundheits-Check Leben retten, denn hier werden rechtzeitig Risikofaktoren oder Erkrankungen erkannt – und damit behandelbar: Volkskrankheiten wie Diabetes zum Beispiel, aber auch Fettstoffwechselstörungen, die Verkalkung der Gefäße und sogar Krebs.
Viele Krankheiten wären, rechtzeitig erkannt, gut therapierbar. Schon vor der Pandemie wären 5,5 Todesfälle pro 100.000 Menschen (insgesamt 485) durch Prävention oder eine rasche Behandlung vermeidbar gewesen, bei Darmkrebs sogar 5,7 (503 österreichweit). „Infolge der Pandemie befürchten wir eine Explosion von Krankheiten, die nicht rechtzeitig bemerkt und behandelt wurden“, diagnostiziert Dr. Andreas Krauter, leitender Arzt und Verantwortlicher für die medizinischen Dienste bei der ÖGK. Auch Komplexitätsforscher Assoc. Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr. Peter Klimek von Complexity Science Hub (CSH) befürchtet diese Entwicklung: „Unsere Daten belegen klar, dass Vorsorgeuntersuchungen und andere fachärztliche Behandlungen das Risiko, in einem Klinikum zu landen, um bis zu 50 Prozent reduzieren.“
Viele Krankheiten sind gut therapiebar, wenn man sie rechtzeitig erkennt.
Der junge Körper verzeiht viel, aber ab 30 sollte man verstärkt auf seine Gesundheit achten.
Informationen zu Vorsorgeuntersuchungen
gesundheit.gv.at | sozialversicherung.at | frueh-erkennen.at
Text: Karin Lehner | Foto: Foto Wilke, iStockphoto / Andrey Popov, Meduni Wien / Matern
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