HEISS oder KALT?

Viele Menschen wissen nicht, dass ihre Schilddrüse verknotet ist. Das muss nicht schlimm sein, bedarf aber einer Abklärung: Denn Knoten ist nicht gleich Knoten.

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Sie sind eine Volkskrankheit, über die selten gesprochen wird und die meist auch bloß durch Zufall entdeckt werden: die Schilddrüsenknoten. In Österreich sind zehn bis zwanzig Prozent der Bevölkerung betroffen, bei Menschen über 65 sind es sogar mehr als 50 Prozent. Aber was sind Schilddrüsenknoten überhaupt? Sprechen wir hier von einem Tumor? „Die meisten Knoten in der Schilddrüse sind harmlos!“, beruhigt Dr. Behrooz Salehi, Facharzt für Allgemeinchirurgie und Schilddrüsen-Experte im Wiener Medicum. Schilddrüsenknoten unterscheiden sich auch vom berühmten Schilddrüsen-Kropf (auch „Struma“ genannt). „Bei einem Kropf ist die gesamte Schilddrüse vergrößert, auch wenn dies mitunter mit Knoten einhergehen kann.“ Schilddrüsenknoten entstehen, wenn sich einzelne Bereiche im Organ vergrößern oder wenn diese vermehrt Zellen bilden. Neben dem Kropf gehören solche Knoten zu den häufigsten morphologischen Veränderungen der Schilddrüse. Verursacht werden sie meist durch einen Jodmangel.

Dr. Behrooz Salehi,  Facharzt für Allgemeinchirurgie und Schilddrüsen-Experte im Wiener Medicum

Dr. Behrooz Salehi,
Facharzt für Allgemeinchirurgie und Schilddrüsen-Experte im Wiener Medicum

HEISS UND KALT

„Schilddrüsenknoten können sehr klein sein und überhaupt keine Beschwerden verursachen“, sagt Salehi. „Sie können aber, wenn auch sehr langsam, immer weiterwachsen. Drücken sie direkt auf die Speise- oder Luftröhre, können sie ab einer bestimmten Größe Beschwerden wie Heiserkeit, Räusperzwang, Schluckbeschwerden oder ein allgemeines diffuses Druckgefühl im Hals verursachen.“
Von heißen Knoten spricht man, wenn im Knoten verstärkt Schilddrüsenhormone produziert und gespeichert werden. „Die gute Nachricht: Heiße Knoten sind so gut wie nie bösartig“, betont der Facharzt. „Allerdings sollte man trotzdem ein Auge auf sie werfen, da sie eine Schilddrüsenüberfunktion verursachen können.“ Die sogenannte Hyperthyreose zeigt sich unter anderem durch Überaktivität, innere Unruhe, Schwitzen, Zittern, Reizbarkeit, Heißhunger und Durchfall. Ein bisschen anders sieht die Situation bei kalten Schilddrüsenknoten aus. Diese zeichnen sich durch fehlenden oder zumindest verringerten Schilddrüsenstoffwechsel aus. Auch kalte Knoten seien zwar in den meisten Fällen gutartig, sagt Salehi, „jedoch weisen sie ein Entartungsrisiko von circa fünf Prozent auf. Das bedeutet: Die Gefahr, dass es sich bei kalten Knoten um ein Schilddrüsenkarzinom handelt, ist größer als bei heißen Knoten.“ Eine genauere weiterführende Kontrolle ist also vonnöten.


Text: Manuel Simbürger | Fotos: Medicum, iStockphoto / Lunar_Cat
Mehr zum Thema „HEISS oder KALT?“ erfahren Sie in GESUND & LEBEN 10/21.

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