Herbst-Lust
Bleierne Müdigkeit, Lust- und Antrieblosigkeit: Die Leichtigkeit des Sommers ist verflogen und der Alltagsstress wieder da. GESUND & LEBEN verrät Methoden, wie aus dem Herbstblues schnell Herbstlust wird.
Das ganze Wochenende verschlafen. Ungezügelter Heißhunger auf Schokolade und Chips. Und keine Lust auf Sport, Ausgehen oder den Job. Kennen Sie? Willkommen im Club, denn in Österreich leiden im Herbst und im Winter rund 25 Prozent aller Menschen an einer depressiven Verstimmung, dem sogenannten Herbstblues. Expertinnen und Experten rechnen infolge der Pandemie heuer mit einem deutlichen Anstieg dieser Diagnose, denn durch die wiederholten Lockdowns stieg die Wahrscheinlichkeit für depressive Verstimmungen und Depressionen um 20 Prozent. Dennoch sind die saisonalen Stimmungsschwankungen immer noch ein Tabu: Sie werden lieber unter den Teppich gekehrt als beim Dinner mit Freunden aufgetischt. Gleich vorab die gute Nachricht: Bluesige Herbst-Stimmung ist (noch lange) keine Depression.
Signale hören
„Die Grenze zwischen einem Herbst-/Winter-Blues und einer Depression ist schmal und fließend. Aber Müdigkeit, Interesse- und Antriebslosigkeit deuten auf eine abgeschwächte Form der Depression hin, also auf den sogenannten Herbstblues. Auch schlechter, übermäßiger oder unzureichender Schlaf sowie Heißhunger sind Indizien dafür“, erklärt Mag. Evelyn Kaiblinger, Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision. Dr. Peter Kirschner, ehemaliger Arzt sowie Gründer und Geschäftsführer von Anima Mentis, diagnostiziert diesen Gemütszustand ähnlich: „Mit den trüberen Lichtverhältnissen ändert sich im Herbst oft unsere Stimmung. Und wenn man nicht aufpasst, kann sich aus der depressiven Verstimmung eine Depression manifestieren. Doch mit mentaler Fitness kann man viel erreichen. Denn es gibt viele Techniken, die einen da schnell wieder rausholen.“
TIPPS GEGEN DEN HERBSTBLUES
Rausgehen und aktiv sein – bei jedem Wetter
Joggen, wandern, walken, skaten, Tennis spielen etc. – jede Bewegung bringt den Körper und damit auch unsere Stimmung in Schwung. Ganz nach dem altbekannten Motto: Turne bis zur Urne, trabe bis zum Grabe. Schlechtes Wetter mit Graupelschauern und tiefe Temperaturen gelten übrigens nicht als Ausrede. Ganz im Gegenteil: Gerade an trüben Tagen lässt sich mit ein wenig Training viel Schönes entdecken: Frost-Kunstwerke an Gräsern, Sträuchern und Bäumen, spannende Spuren im ersten Schnee oder die erfrischende Wirkung von Nieselregen.
Routine ins Leben bringen
Manche Menschen lieben Jogging am Morgen, andere walken lieber zum Abschalten nach der Arbeit. Einfach ausprobieren, welcher Typ man ist, und Bewegung zur täglichen Routine machen.
Kein allzu gemütliches Umfeld schaffen
Wem es schwerfällt, sich tagtäglich zum Spazierengehen oder Laufen zu motivieren, sollte die eigenen vier Wände nicht allzu gemütlich gestalten, damit man vom (Home-)Office nicht gleich aufs Sofa kippt. Besser die Joggingschuhe oder Wanderstöcke gleich vor der Türe platzieren – als gut sichtbares Mahnmal wider den inneren Schweinehund.
Urlaub! Schon die Planung ist Entspannung pur
Nach dem Sommer- ist vor dem Winterurlaub: Eine kleine Auszeit wirkt auch jetzt wahre Wunder, um die Batterien wieder aufzuladen. Zum Beispiel ein aktiver Skiurlaub mit der Familie. Oder ein Wellness-Trip mit der besten Freundin. Das Beste daran: Für viele Menschen beginnt der Urlaub schon bei der Planung, denn Vorfreude ist bekanntlich die schönste.
Text: Karin Lehner | Fotos: iStockphoto / Brauns, ZVG, Bestshot
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