Kleiner Piks, große Wirkung

Rasche Impfstoffe gegen eine Pandemie und eine neue Impftechnologie: Wer an die Meilensteine der jüngsten Impfgeschichte denkt, assoziiert damit natürlich die Wirkstoffe gegen Covid-19. Doch auch abseits davon hat sich in den vergangenen 15 Jahren viel getan.

Ein gutes Jahrzehnt dauert es im Durchschnitt von ersten Experimenten bis zur Zulassung eines Impfstoffes – manchmal auch länger. Im Kampf gegen Covid-19 benötigten Wissenschaft, Medizin und Administration in einem gemeinsamen Kraftakt ein knappes Zehntel dieser Zeit, um gleich mehrere hochwirksame Impfstoffe auf den Markt zu bringen. „Das allein muss man schon als einen der größten Erfolge der jüngeren Impfgeschichte betrachten“, erläutert ao. Univ.-Prof. DDr. Reinhard Würzner, Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie und Labormedizin. Geldgeber, die rasch für die notwendigen finanziellen Mittel sorgten, Verantwortliche von Regulationsbehörden, die schnellere Zulassungsprozesse ermöglichten, Medizinerinnen und Mediziner, die außergewöhnliche Kraftanstrengungen bei den Studien an den Tag legten, zigtausende Freiwillige, die sich bereit erklärten, die neuen Impfstoffe an sich testen zu lassen und nicht zuletzt jene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die die Entwicklung einer neuen Technologie einsatzfähig machten – sie alle sorgten für den wohl größten Meilenstein der Impfgeschichte in diesem Jahrtausend.

Ao. Univ.-Prof. DDr. Reinhard Würzner, 
Facharzt für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie und Labormedizin

Im Einsatz bei Krebserkrankungen

Doch neben der im Moment alle Schlagzeilen bestimmenden Impfstoffe gegen Covid-19 gab es in den vergangenen 15 Jahren viele weitere beachtenswerte Erfolge im Bereich Impfungen, beispielsweise bei Krebserkrankungen, wie Würzner erläutert: „Hier gibt es verschiedene Verfahren. Eine Möglichkeit, die bereits jetzt genutzt wird, betrifft therapeutische Impfstrategien bei Krebs. Diese zielen darauf ab, dem Immunsystem bei der Identifizierung von Krebszellen auf die Sprünge zu helfen.“ Die bösartigen Zellen schlummern häufig über lange Zeit unentdeckt im Körper, so der Arzt: „Bei dieser Methode entnimmt man Patientinnen und Patienten Krebszellen, versetzt sie mit Verstärkersubstanzen und injiziert sie wieder.“ Durch die Überflutung mit Tumorantigenen soll ein wirkungsvoller Angriff des Immunsystems provoziert werden.
Impfungen spielen aber auch bei der Krebsprävention eine Rolle – und zwar bei jenen Krebserkrankungen, die durch Infektionen entstehen. So steht mit der HPV-Impfung beispielsweise eine in der EU seit 2006 zugelassene wirksame Waffe gegen Gebärmutterhalskrebs und andere Krebsformen zur Verfügung.


Text: Claudia Sebunk | Foto: Mui Bullock, iStockphoto / Remains
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