Neues aus der Krebsforschung

Im Kampf gegen Krebs werden stetig Fortschritte gemacht. Medikamente mit neuen Wirkprinzipien, eine bessere Diagnostik und neue Operations- und Bestrahlungstechniken kommen in ganz Österreich zum Einsatz.

unsplash-image-betmVWGYcLY.jpg

In Österreich erkranken jährlich etwa 42.000 Menschen an Krebs. Die Krankheit macht große Angst, obwohl die Heilungschancen immer besser werden. Denn die Forschung arbeitet mit Hochdruck an neuen Behandlungsmethoden.

Exaktere Diagnosen

Krebs früh zu erkennen, ist ausschlaggebend für den Heilungs- und Behandlungserfolg. Umso wichtiger sind Innovationen im Bereich der Diagnostik. In Wiener Neustadt startet deshalb ein neues Hightech-Projekt als Kooperation zwischen MedAustron, der Fachhochschule Wiener Neustadt und dem Landesklinikum Wiener Neustadt: Ab 2022 entsteht dort der Teilchenbeschleuniger „Zyklotron", mit dem neben Therapiestrahlung auch Radionuklide erzeugt werden können. Diese braucht die Onkologie für Schnittbilduntersuchungen wie die nuklearmedizinische Untersuchung PET (Positronen-Emissions-Tomographie), um Tumore und Metastasen sichtbar zu machen. Da Radionuklide nur eine kurze Halbwertszeit von zwei Minuten bis zu zwölf Stunden haben und danach nicht mehr verwendet werden können, werden sie erst kurz vor dem PET-Scan beziehungsweise vor der Behandlung vom Teilchenbeschleuniger hergestellt. Durch PET-Scans gelingt es, raschere Diagnosen zu stellen, genauere Prognosen abzugeben und auch eine bessere Behandlung anzubieten. Denn durch die diagnostische Methode erkennen Ärztinnen und Ärzte, ob und wie Krebszellen auf eine bestimmte Behandlung, beispielsweise auf die Chemotherapie, reagieren. So können genau jene Therapien eingesetzt werden, die für den jeweiligen Patienten und Tumortyp am besten geeignet sind. 

Power des Immunsystems

Dass zielgerichtete und personalisierte Therapien die Zukunft der Krebstherapie sind, zeigt sich auch in der immer größeren Beachtung des Immunsystems in onkologischen Forschungskreisen: Im Körper eines jeden Menschen entstehen täglich hunderte von Tumorzellen, doch unser Immunsystem ist in der Lage, diese zu erkennen und erfolgreich abzuwehren – erst wenn das Immunsystem unterlaufen wird, können Tumoren entstehen. In diesem Zusammenspiel von Krebszellen und Immunsystem setzen immunonkologische Therapien an, indem sie das körpereigene Immunsystem reaktivieren und wieder in die Lage versetzen, aktiv gegen den Krebs vorzugehen. So werden bestimmte Krebserkrankungen mittlerweile mit Checkpoint-Inhibitoren bekämpft. Darunter versteht man künstlich hergestellte Antikörper, die nicht gegen die Krebszellen direkt wirken, sondern in die Steuerung der Immunantwort gegen Tumoren eingreifen – an den sogenannten „Immun-Checkpoints“. Um diese immunologischen Faktoren noch weiter zu erforschen, wurde an der MedUni Wien das Christian-Doppler-Labor für personalisierte Immuntherapie eröffnet. Dort will man anhand von gewebebasierten, blutbasierten und radiologischen Informationen von Patientinnen und Patienten einen umfassenden 360-Grad-Biomarker bereitstellen, der vorhersagt, ob ein Tumor auf eine Immuntherapie wahrscheinlich ansprechen würde oder nicht. Dieses Analyseschema soll dazu beitragen, neue, individuell zugeschnittene, immunmodulierende Therapien zu entwickeln. 

Auf dem Konzept der Biomarker setzt übrigens auch das Grazer Kompetenzzentrum CBmed an: Dort wurde kürzlich eine digitale Screening-Plattform installiert, in der die aus Patientengewebe gewonnenen Tumorzellen mit den Wirkprofilen mehrerer Medikamente abgeglichen werden, um die bestmögliche Variante für die jeweilige Krebsart zu finden. 

Impfen mit Genen

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind mRNA-Impfstoffe in aller Munde. Mit den bereits zugelassenen Vakzinen von Biontech und Moderna sind erstmals Präparate auf dem Markt, die RNA, das Schwestermolekül unserer Erbsubstanz DNA, nutzen. Das, sind Forscherinnen und Forscher überzeugt, wird künftig auch der Krebstherapie zugutekommen: Denn die mRNA-Impfung soll Krebszellen für das Immunsystem sichtbar machen und das Immunsystem optimal aktivieren. Dazu wird das Erbgut des Tumorgewebes mit dem gesunden Gewebe verglichen und daraus jene DNA-Veränderungen ausgewählt, die charakteristisch für die Tumorzellen sind. Mithilfe der mRNA-Impfung bildet das Immunsystem Antikörper und wird in die Lage versetzt, Tumorzellen als solche zu erkennen und zu zerstören. Von der Biopsie bis zur Impfung würden dank der neuen Technologie nur etwa vier bis sechs Wochen vergehen. Kein Wunder also, dass die Forschung mit Hochdruck an der Weiterentwicklung dieser Vakzine arbeitet

mRNA-Impfstoffe sollen künftig auch zur Krebstherapie eingesetzt werden.

— Prof. Dr. Eugen B. Hug, Ärztlicher Direktor von MedAustron


Text: Michaela Neubauer | Foto: Unsplash.com
Interview zum Thema „Neues aus der Krebsforschung“ mit Prof. Dr. Eugen B. Hug erfahren Sie in GESUND & LEBEN 06/21.

Zurück
Zurück

Endlich entspannen

Weiter
Weiter

Ein Land läuft weiter