Seele im Mittelpunkt

Sie hören zu, beobachten und behandeln: Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin geben der Seele Raum, um zu heilen.

Dr. Kurt Sedlack, 1. Oberarzt der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen, kümmert sich um die Neuaufnahmen.

Dr. Kurt Sedlack, 1. Oberarzt der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen,
kümmert sich um die Neuaufnahmen.

Andreas H.* ist selbstständiger Unternehmer. Extremer Stress gehört zu seinem Alltag. Unter diesem Druck greift er immer wieder zum Alkohol. Und dann kommt Corona. Er verbringt die meiste Zeit daheim, im Homeoffice. Und trinkt immer häufiger. Seine Sucht wirkt sich auch auf seine Familie aus. Bis der Mann professionelle Hilfe sucht und für sechs Wochen auf die Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen in das Landesklinikum Mauer kommt.

Innenleben im Fokus

Im Klinikum wird der Mann zuerst von einem Facharzt für Psychiatrie und psycho-therapeutische Medizin begutachtet. Mit Patientinnen und Patienten zu reden und sie zu beobachten spielt bei der Aufnahme die größte Rolle. Dabei kommt es auf jede Kleinigkeit an: „Wie ist die Energie des Patienten? Wie seine Art des Denkens? Wir machen uns ein Zustandsbild bei der Aufnahme“, erklärt Primar Dr. Christian Korbel, Ärztlicher Direktor des Landesklinikums Mauer und Leiter der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen. Die Lebensgeschichte, das soziale Umfeld, die Familie – all das möchten die Ärztinnen und Ärzte erfahren, um den Menschen verstehen zu können. Medizinerinnen und Mediziner, die Psychiaterin bzw. Psychiater werden möchten, absolvieren die sechsjährige Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin. Jede Medizinerin bzw. jeder Mediziner, die bzw. der sich für die Psychiatrie entscheidet, absolviert gleichzeitig auch die Ausbildung für psychotherapeutische Medizin – denn das ist seit einiger Zeit in der Ausbildung verankert.

Miteinander der Berufe

Fürsorglich und verständnisvoll erlebt Andreas H. die Aufnahme auf der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen. Und vor allem ohne jeglichen Vorwurf: „Von der ersten Sekunde an wurde mir kein schlechtes Gewissen gemacht. Es gibt keine Stigmata. Das war Balsam für den geschundenen Geist.“ Vor dem Entzug wurden dem Mann persönliche Gegenstände wie das Handy abgenommen. Das sei richtig befreiend gewesen, erinnert er sich. Neben der Gruppentherapie bekommt er Unterstützung von einer Einzeltherapeutin und nimmt an der Maltherapie teil. All das geschieht ohne Zwang. Andreas H. dreht jeden Morgen eine Runde durch den Park des Klinikums und betreibt viel Sport. Er hat in den ersten fünf Wochen zehn Kilogramm abgenommen. Und fühlt sich wie ausgewechselt: „In einem gesunden Körper lebt ein gesunder Geist.“

* Name von der Redaktion geändert


Text: Daniela Rittmannsberger | Foto: Daniela Führer
Mehr zum Thema „Seele im Mittelpunkt“ erfahren Sie in GESUND & LEBEN 09/21.

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