Schmerzen besser schultern

Sind Schmerzen immer schlecht? Wann wird es gefährlich? Und kann man chronische Schmerzen langfristig besiegen? GESUND & LEBEN hat Expertinnen und Experten dazu befragt.

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Jede und jeder von uns kennt Schmerz. Ein verstauchter Knöchel, ein geprellter Zeh oder eine verspannte Schulter sind schnell einmal passiert und in der Regel harmlos. Trotzdem tut es weh. Und das ist auch gut so, sagt Dr. Wolfgang Jaksch, Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin in Wien: „Akuter Schmerz ist ein wichtiges Warnsignal des Körpers. Er bewegt uns dazu, unsere Aufmerksamkeit auf gesundheitliche Gefahren oder Verletzungen zu lenken und im Ernstfall medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.“

Schmerzen, die jeder Mensch regelmäßig erlebt, sind physiologisch. Darunter fallen vor allem nozizeptive Schmerzen, die durch äußere Einflüsse entstehen, wie zum Beispiel Verletzungen, Prellungen und Überdehnungen, Verbrennungen, Verätzungen oder Entzündungen. Dabei werden Schmerzrezeptoren erregt, die Nervensignale über das Rückenmark ins Zentralnervensystem schicken. Dieses verarbeitet die Signale zu Schmerz. Problematisch wird es erst, wenn Schmerzen ihre Warnfunktion verloren haben und trotzdem weiterbestehen. Beispielsweise nach einer Operation, wenn alles gut verheilt ist, die Patientinnen und Patienten aber immer noch leiden. „Chronischer Schmerz kann die Lebensqualität von Betroffenen stark beeinträchtigen, oftmals sogar ihr Leben gänzlich bestimmen. Statistiken zeigen, dass zumindest 350.000 Österreicherinnen und Österreicher so starke Schmerzen haben, dass sie nicht nur körperlich, sondern auch seelisch und sozial betroffen sind. Sie sind nicht mehr arbeitsfähig, gehen frühzeitig in Pension oder oft und lange in Krankenstand. Umso wichtiger sind die Behandlung und Vorbeugung von chronischen Schmerzen“, sagt Wolfgang Jaksch.

3 Tipps: Vom Schmerz ablenken

  1. Progressive Muskelentspannung: Legen oder setzen Sie sich gemütlich hin und schließen Sie die Augen. Spannen Sie dann alle Muskeln im Körper für etwa fünf Sekunden so stark an, dass ein leichtes Ziehen zu spüren ist, ohne dass Sie sich verkrampfen. Lassen Sie die Muskeln dann wieder locker und genießen Sie für etwa zehn Sekunden das Gefühl der Entspannung. Wiederholen Sie die Übung mehrmals hintereinander.

  2. Fantasiereise: Legen Sie sich auf den Rücken, schließen Sie die Augen und stellen Sie sich einen Ort vor, an dem Sie sich wohl und schmerzfrei fühlen. Stellen Sie sich den Ort genau vor – wie er aussieht, wie Sie sich dort bewegen, was Sie hören, fühlen, riechen und schmecken.

  3. Schmerz verbildlichen: Stellen Sie sich den Schmerz als einen Gegenstand vor, zum Beispiel als Stein, als Holzstück oder Stahlblock. Überlegen Sie sich genau, wie er beschaffen sein könnte, seine Größe, Form, Farbe und Textur. Dann lassen Sie ihn in Gedanken schrumpfen, bis er verschwindet oder zerbrechen Sie ihn auf dem Boden.

Dr. Wolfgang Jaksch, Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin in Wien

Dr. Wolfgang Jaksch,
Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin in Wien

Oberärztin Dr. Gabriele Graggober, MSc, Leiterin der Schmerzambulanz am Universitätsklinikum St. Pölten

Oberärztin Dr. Gabriele Graggober, MSc, Leiterin der Schmerzambulanz am Universitätsklinikum St. Pölten

Prim. Dr.Johannes Püspök, Ärztlicher Leiter des Moorheilbads Harbach

Prim. Dr.Johannes Püspök,
Ärztlicher Leiter des Moorheilbads Harbach


Foto: Moorheilbad Harbach, ZVG
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