Aktiv gegen Rheuma

Rheumatische Erkrankungen sind derzeit nicht heilbar, jedoch ist in den meisten Fällen eine gute Krankheitskontrolle möglich. Neben der medikamentösen Therapie spielen vor allem Bewegung und Ernährung eine wichtige Rolle.

Rheuma ist der Überbegriff für Krankheiten, bei denen Stütz- und Bewegungsapparat betroffen sind. Grob werden sie in folgende Gruppen unterteilt: entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie zum Beispiel die rheumatoide Arthritis, rheumatische Erkrankungen der Weichteile wie beispielsweise die Fibromyalgie, Arthrosen und Stoffwechselerkrankungen. So führen zum Beispiel Gichtanfälle durch die Kristalleinlagerungen in den Gelenken zu einer Entzündung und können diese dadurch zerstören. Rund zwei Millionen Österreicherinnen und Österreicher leiden unter einem dieser Krankheitsbilder. Doch wie kommt es eigentlich dazu?

„Trotz intensiver Forschung ist die genaue Ursache der meisten rheumatischen Erkrankungen bis heute nicht restlos bekannt“, erklärt Dr. Kerstin Klimt, Ärztliche Leiterin im Gesundheits- und Kurhotel Badener Hof. Doch es gebe bestimmte Faktoren, die entscheidende Auslöser sein können. Bei vielen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen liegt eine Störung des Immunsystems vor. Abwehrzellen beginnen sich gegen körpereigene Zellen zu richten. Diese teilweise schweren Entzündungen können Knochen und Knorpel sowie Gelenke und Organe dauerhaft schädigen. Auch Viren und Bakterien können über die Blutbahn in die Knochen gelangen und folglich eine rheumatoide Arthritis auslösen. Darüber hinaus werden auch Lebensstilfaktoren mit Rheuma in Verbindung gebracht, betont Klimt: „So wissen wir beispielsweise, dass Rauchen das Auftreten der Krankheit begünstigen und den Verlauf verschlechtern kann. Auch Überlastung durch Übergewicht, Fehlstellung wie X- oder O-Beine oder zu starke einseitige Beanspruchung durch Beruf oder Sport begünstigen die Entstehung von Arthrosen.“

Dr. Kerstin Klimt, Ärztliche Leiterin im Gesundheits- und Kurhotel Badener Hof

 

„Bewegung wirkt sich positiv auf Rheuma aus.“


Fokus auf Ernährung

Neben der medikamentösen, physikalischen und chirurgischen Therapie stellt die Ernährung einen weiteren wichtigen Faktor dar, den Rheumapatientinnen und -patienten keinesfalls außer Acht lassen sollten, sagt Prim. Dr. Judith Sautner, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie und Rehabilitation (ÖGR) sowie Leiterin des Kompetenzzentrums für Rheumatologie am Landesklinikum Stockerau. „Gerade bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis oder der Psoriasis-Arthritis ist die Ernährung eine wichtige Therapiemaßnahme, um der chronisch schwelenden Entzündung gegenzusteuern“, betont die Expertin. Als besonders förderlich für diese Krankheitsbilder habe sich die Zufuhr von mehrfach ungesättigten Fettsäuren erwiesen. Lebensmittel, die reich an Omega 3 sind, wie beispielsweise Olivenöl und Kaltwasserfische wie Lachs oder Makrele, zeigen hierbei positive Effekte. Ergänzend kann auch die Einnahme eines Fischölpräparats empfohlen werden. „Generell sollten Rheumapatientinnen und -patienten auf eine salz- und zuckerarme Ernährung achten und möglichst wenige verarbeitete Lebensmittel zu sich nehmen“, sagt Sautner. Sie empfiehlt die „mediterrane Diät“, die auf viel frischem Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorn- und Getreideprodukten und Olivenöl basiert. Ergänzend sollte man viel Wasser trinken.

Vorsicht bei Fleisch

Die Ärztin rät außerdem dazu, den Fleischkonsum stark einzuschränken: „Insbesondere bei Gicht sollte man rotes Fleisch vom Speiseplan streichen, um den Harnsäurespiegel zu senken. Doch auch bei Personen mit genetischer Neigung zur rheumatoiden Arthritis kann sich diese Krankheit durch den übermäßigen Verzehr von Fleisch manifestieren.“
Eine Ernährungsumstellung sei auch deshalb anzudenken, weil durch das Erreichen und Halten von Normalgewicht ein günstigerer Krankheitsverlauf und ein besseres Ansprechen auf Medikamente erzielt wird, sagt Sautner: „Um sich an einen gesünderen Speiseplan zu gewöhnen, kann eine diätologische Betreuung eine gute Stütze sein. Das Wissen um gesunde Ernährung erlangen Patientinnen und Patienten aber auch im Rahmen eines Gesundheits- oder Kuraufenthalts. Dieser kann Initialzündung für eine Lebensstil­änderung sein.“

Prim. Dr. Judith Sautner, Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie, ÖGR-Präsidentin

 

„Bei Rheuma sollte man auf eine salz- und zuckerarme Ernährung achten.“


Text: Michaela Neubauer | Fotos: Michael Klimt, istockphoto/Yuri_Arcurs, M. SCHNITZLER
Mehr zum Thema „Aktiv gegen Rheuma” erfahren Sie in GESUND & LEBEN 06/22.

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