Das Glück liegt im Darm

Eine Studie zeigt, dass Probiotika die Wirkung von Antidepressiva positiv beeinflussen können.

Die Erforschung der sogenannten Darm-Gehirn-Achse steckt noch in den Kinderschuhen, hat jedoch in den letzten Jahren massiv an Fahrt aufgenommen. Immer mehr Studien bestätigen dieses wechselseitige Kommunikationssystem. „Der Nervus vagus, der zehnte und längste Hirnnerv, verbindet das Gehirn mit fast allen inneren Organen. In gewisser Weise informiert er also ständig das Gehirn, wie es dem Körper geht“, erklärt Doz. DDr. Sabrina Mörkl, Fachärztin für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin in Graz. Zudem hängt die Darm-Gehirn-Achse eng mit dem Immunsystem zusammen. So gibt es immer mehr Hinweise, dass etwa Depressionen mit einem Entzündungsgeschehen im Körper in Verbindung gebracht werden können – unter anderem im Bereich der Darmschleimhaut. „Darmbakterien bilden kurzkettige Fettsäuren, die überaus wichtig für die Aufrechterhaltung der Darmbarriere sind. Bei einem sogenannten Leaky-Gut-Syndrom kann die Darmschleimhaut ihrer Funktion nicht mehr nachkommen, sodass es zu Entzündungsprozessen kommt, die den ganzen Körper betreffen können“, weiß Mörkl. Dass nun ein derart „löchriger Darm“ auch Depressionen verursachen oder zumindest begünstigen soll, klingt gewagt. Jedoch gibt es wissenschaftliche Hinweise, dass dem so ist. So hat sich etwa in Tiermodellen gezeigt: Pflanzt man Mäusen, die steril, also ohne Darmflora, aufgezogen wurden, die Darmflora von depressiven Menschen ein, entwickeln die Tiere ebenfalls depressive Verhaltensweisen. Wie wir uns fühlen, dürfte somit tatsächlich damit zusammenhängen, welche Bakterien sich in unserem Darm befinden bzw. aus welchen Bakterien, Viren, Pilzen usw. sich das menschliche Mikrobiom zusammensetzt.

 

Doz. DDr. Sabrina Mörkl, Fachärztin für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin

 

Text: Christiane Mähr | Fotos: iStock_ coolgraphic_; Opernfoto Graz
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