Künstliche Intelligenz gegen Krebs
Intelligente Computerprogramme werden in der Onkologie zukünftig zur Diagnostik und Prognose von Krankheitsverläufen und Medikamentenwirkung beitragen.
Künstliche Intelligenz (KI) macht unseren Alltag wesentlich „smarter“, die intelligenten Computerprogramme gewinnen aber auch in der Krebsmedizin stetig neue Einsatzgebiete. „Das Potenzial von künstlicher Intelligenz in der Onkologie ist enorm“, bestätigt Univ.-Prof. Dr. Matthias Preusser, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie, Medizinische Universität Wien.
„Vor allem in der Forschung hilft uns KI schon dabei, große Datenmengen – etwa aus genetischen
Tumorgewebsanalysen oder Bildgebungen – auszuwerten.“ Grundlage dafür sind bereits bestehende digitale Daten aus Untersuchungen wie Laborbefunde, MRT- und CT-Daten sowie Kamera- oder Röntgenbilder, die intelligente KI-basierte Computerprogramme blitzschnell analysieren können. Unter dem Begriff „maschinelles Lernen“ werden die Computersysteme mit riesigen Mengen dieser Daten gefüttert. Die Systeme verallgemeinern das Gelernte und speichern es in Form von mathematischen Modellen ab. Hat das Programm einen solchen Trainingsprozess durchgemacht, kann es auf ähnliche neue Ereignisse reagieren und eine Auswertung liefern. Die Methoden der KI reichen dabei von Algorithmen bis hin zu neuronalen Netzen, die zahlreiche mathematische Funktionen miteinander verknüpfen.
Präzisierte Vorsorge
„Ein wesentlicher Bereich, in der künstliche Intelligenz unterstützten kann, ist die Pathologie, bei der erkranktes Körpergewebe bzw. entnommene Zellen in Form von mikroskopischen Präparaten oder
molekularpathologischen Analysen untersucht werden“, erläutert Matthias Preusser. „Aber auch bei Untersuchungen, die mit Kamera durchgeführt werden, wie die Endoskopie oder Koloskopie, erhalten KI-basierte Methoden zunehmend einen Stellenwert.“
Letztere, die Darmspiegelung, wird beispielsweise im Universitätsklinikum St. Pölten seit Jahresbeginn durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz präzisiert. Bei der Vorsorgeuntersuchung wird der Darm von innen untersucht, eine Kamera liefert dabei Bilder von den Schleimhäuten. Das Ziel: Darmpolypen zu erkennen, potenzielle Krebsvorstufen zu identifizieren, um diese gegebenenfalls entfernen zu können. Die eingesetzte Software hilft in beiden Bereichen – sie weist die behandelnden Ärztinnen und Ärzte auf Polypen hin und unterstützt bei der Einstufung auf ihre Krebsgefahr.
Text: Claudia Sebunk | Fotos: ISTOCK_SOMPONG_TOM, MedUni Wien-Matern
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