Dr. Google gefährdet Ihre Gesundheit!

Die ersten Symptome einer Krankheit landen oft bei Dr. Google. Er ist immer verfügbar und spuckt in der Sekunde eine Diagnose aus. Leider oft gefährlich falsche, wie Studien zeigen.

Digitale Arztpraxen wie Telegram oder YouTube werden gestürmt. Dr. Google ersetzt in der Pandemie bei vielen Personen die Hausärztin oder den Hausarzt. In den Tiefen der Echokammern im Web, die die eigene Meinung bestätigen und bei Menschen mit Krankheitssymptomen einen Vertrauensvorschuss haben, wird zu unüblichen Therapien geraten: der eigenmächtigen Einnahme von Desinfektionsmitteln oder Pferde- Entwurmungspräparaten als „wirksame“ Therapie bei einer Covid-19-Infektion.

Dr. Peter Klar, Notfallmediziner und Anästhesist am Universitätsklinikum St. Pölten sowie Leiter des Ärztezentrums im niederösterreichischen Breitenfurt, kennt die Folgen einer Eigenbehandlung aufgrund der „Expertise“ von Dr. Google aus der eigenen Praxis: „Ein Patient im Krankhaus hatte einen halben Liter Desinfektionsmittel getrunken – mit schweren gesundheitlichen Folgen. Leider behandeln sich 20 bis 30 Prozent aller Menschen mit Symptomen laut Studien selbst.“ Sie würden Lügen glauben, wenn diese ins eigene Weltbild passen: „Es gibt eine Hirnregion, die für Übernatürliches und Verschwörung empfänglich ist. Mit Corona ist es salonfähig geworden, die Wissenschaft in Frage zu stellen.“ 

Dr. Peter Klar, Notfallmediziner am Universitätsklinikum St. Pölten

 

„DIE SUCHE IM INTERNET FÜHRT OFT ZU EINEM FALSCHEN ERGEBNIS.“

Problematische Empfehlungen

Dass Dr. Google auch bei anderen Gesundheitsfragen oft daneben liegt, zeigt eine aktuelle Studie von Forschenden der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Uralischen Föderalen Universität in Russland. Das Team analysierte rund 1,5 Milliarden Suchanfragen und identifizierte Krankheiten oder Symptome, medizinisch genutzte Pflanzen sowie Hausmittel, nach denen gesucht worden ist. Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter bewiesen mit dieser breit angelegten und länderübergreifenden Studie einmal mehr, dass die Suchmaschinen Google und das russische Pendent Yandex keine zuverlässigen Quellen für Gesundheitsinformationen sind. Besonders problematisch seien Informationen zu Hausmitteln oder sogenannten alternativen Behandlungsmöglichkeiten.


Text: Karin Lehner | Foto: ZVG, ISTOCKPHOTO/ HAYATIKAYHAN
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