Gesundheitsmythen auf der Spur

Die Behandlung kleiner Wehwehchen mit Hausmitteln ist so beliebt wie nie zuvor. Welche dieser über viele Generationen übermittelten Tipps und Tricks halten einer wissenschaftlichen Überprüfung stand?

Zurück zur Natur: Seit geraumer Zeit liegt das Besinnen auf unsere Wurzeln und auf Naturmedizin voll im Trend. Schließlich hat schon die Oma gemeint: Die beste Apotheke ist immer noch die Küche! Doch um Hausmittel ranken sich viele Mythen und Halbwahrheiten. Deshalb hat GESUND & LEBEN gemeinsam mit Fachärztinnen und -ärzten die bekanntesten Hausmittel einem Check unterzogen.

DER MYTHOS: ZAHNPASTA WIRKT BEI FIEBERBLASEN

Die Wahrheit: „Früher nahm man an, dass es unter der angetrockneten Zahnpasta zu keiner Ausbreitung der Viren kommen kann“, sagt Dr. Christine Messeritsch-Fanta, Dermatologin in Mödling. „Leider ist das nicht so. Die Inhaltsstoffe der Zahnpasta können zu Reizungen führen. Zusätzlich kann es bei der Entfernung der getrockneten Pasta zum Aufreißen der Herpesbläschen und einer verzögerten Abheilung kommen.“ 

Was tun? Besser ist eine zinkhaltige Heilsalbe. Messeritsch-Fanta: „Im Frühstadium kann eine Kühlung mit in ein Stofftuch eingewickelten Eiswürfeln gegen Schmerzen und Schwellung helfen. Gerbstoffe in Schwarztee wirken antientzündlich und können in Form eines aufgelegten abgekühlten Teebeutels die Beschwerden lindern.“ Erste Wahl bleibt aber die antivirale Fieberblasensalbe.

DER MYTHOS: SALZSTANGERL UND COLA HELFEN BEI DURCHFALL

Die Wahrheit: „Aus medizinischer Sicht ist diese Kombination eher zweifelhaft“, betont der Gastroenterologe Dr. Marcus Franz. „Als Flüssigkeitsersatz kann Cola zwar getrunken werden, aber der hohe Zuckergehalt entzieht dem Körper noch mehr dringend benötigte Flüssigkeit. Zu viel Cola kann den Durchfall sogar noch verstärken.“ Die Salzstangerln haben nicht sehr viel Wirkung, da „das wenige Salz kein voll­wertiger Ersatz bei Elektrolytmangel infolge schweren Durchfalls ist.“ 

Was tun? Der Experte rät eher zu Elektrolyt­getränken, Tee sowie – aufgrund des hohen Kaliumgehalts – zu frisch gepresstem Orangensaft. Auch Traubenzucker liefert viel Energie und Kalium.

DER MYTHOS: GEWÜRZNELKEN HELFEN GEGEN ZAHNSCHMERZEN

Die Wahrheit: „Tatsächlich können die ätherischen Öle der Gewürznelke Schmerzen lindern, da diese zu 70 bis 85 Prozent aus Eugenol bestehen, welches auch anästhetisierend wirkt“, klärt der Zahnarzt Dr. Wolfgang Kniewasser auf, fügt aber hinzu: „In der Schwangerschaft empfiehlt sich eine Schmerzstillung mit Nelkenöl allerdings auf keinen Fall, da dies eine wehenauslösende Wirkung hat.“ Zahnschmerzen müssen stets fachärztlich abgeklärt werden. 


Text: Manuel Simbürger | Foto: ISTOCKPHOTO: MESCIOGLU
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