„Es ist nie zu spät für Veränderungen“
Die Fernsehmoderatorin und Klimatologin Christa Kummer über den Einfluss des Klimas auf die Gesundheit, Lebensstiländerungen und Halbwahrheiten rund ums Wetter.
Viele Menschen in Österreich verbinden das Wetter im Fernsehen mit ihr: Christa Kummer. Seit 1994 ist die Moderatorin im Österreichischen Rundfunk tätig. Die gebürtige Wienerin mit burgenländischen Wurzeln arbeitete vor ihrer TV-Karriere als AHS-Lehrerin. Als Hydrologin und Klimatologin war sie auch in der Wissenschaft tätig. Heute moderiert Christa Kummer nicht nur die Wettervorhersage im Fernsehen, sondern setzt sich abseits der Kamera vor allem auf ihren Social- Media-Kanälen für eine klimafreundliche Zukunft ein. Unter dem Titel „Fit4Future“ hält Kummer in Kooperation mit der „Tut gut!“ Gesundheitsvorsorge GmbH Vorträge, die sich darum drehen, wie man seinen Lebensstil verändert und gleichzeitig dem Klima etwas Gutes tut. Die Wahl-Niederösterreicherin ist auch Theologin und Geowissenschaftlerin und versucht den Menschen bei ihren Vorträgen einen ethischen Blick auf die Vorgänge des Klimawandels zu geben.
Welchen Einfluss hat das Klima auf unsere Gesundheit?
Das Klima hat einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit. So wird zum Beispiel die Pollensaison immer länger: Sie startet immer früher und endet immer später. Dazu kommt, dass ab Mitte/Ende August die Belastung durch Ragweed-Pollen (Ambrosia oder Traubenkraut) immer stärker wird und diese extrem starken Allergene durch die steigenden Temperaturen weiter in die Höhe wandern. Das wird uns viele Allergikerinnen und Allergiker bescheren. Durch mehr Hitzetage werden auch Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen zusätzlich belastet. Auch psychischer Stress kann durch Extremwetter und zunehmende Hitze ausgelöst werden. Dazu kommt, dass verschiedene Tierarten, die als Krankheitsüberträger gelten, von den heißen Regionen immer weiter Richtung Norden wandern, zum Beispiel exotische Moskitoarten.
Welche Tipps haben Sie, um gesünder im Einklang mit der Natur zu leben?
Ich denke, dass man das als großes Ganzes betrachten muss: So nachlässig und ausbeuterisch, wie wir mit unserer Erde umgehen, gehen wir im Kleinen mit unserem Körper um. Erst wenn er sich mit gesundheitlichen Problemen zu Wort meldet, gehen wir zur Ärztin, zum Arzt, wollen eine Pille und einen Tag später wieder gesund sein. So wie sich körperliche Probleme über Wochen, Monate oder vielleicht sogar Jahre aufbauen, genauso haben sich unsere Umweltprobleme über Jahrzehnte aufgebaut. Man kann die Natur genauso wenig mit ein paar Maßnahmen von heute auf morgen wieder ins Lot bringen wie den Körper. Lernen wir wieder auf unser Tun im Großen und Kleinen zu achten, demzufolge kann man in seinem Umfeld schon ein paar Stellschrauben nachjustieren. Man kann die Ernährung umstellen, Fleisch reduzieren und körperliche Fitness und Bewegung in den Alltag einbauen. Ein zentraler Punkt ist für mich die mentale Fitness. Lernen wir wieder etwas Selbstliebe und verschaffen wir uns kurze Ruhepausen in Form von Achtsamkeitsübungen und Meditation.
Wie sehr achten Sie selbst auf ein nachhaltiges Leben?
Ich lebe sehr bewusst, was die Ernährung betrifft. Saisonale Vielfalt steht auf meinem Speiseplan. In meinem Wohnumfeld setze ich auf Naturmaterialien und Erdwärme. Mülltrennen muss ich gar nicht mehr erwähnen, weil es wie Zähneputzen ist. Vieles wird einfach Alltag.
Text: Daniela Rittmannsberger | Foto: Thomas Ramstorfer
Mehr zum Gespräch mit Klimatologin Christa Kummer erfahren Sie in GESUND & LEBEN 10/22.