Hilfe am Lebensende

Wenn Medizin nicht mehr heilen kann, kann sie trotzdem Linderung bringen und das Leben lebenswert machen. 

Der Tod ist schrecklich. Das Sterben muss es nicht sein. Die Palliativmedizin hilft in den letzten Monaten. Wenn man an eine Palliativstation denkt, stellt man sich eine schwere und gedrückte Atmosphäre vor. Doch wo die unheilbar Kranken betreut werden, gilt alle Aufmerksamkeit einer lichten und wärmenden Gegenwart. Helle Räume, bunte Bilder an den Wänden, eine gelöste Atmosphäre. Fernab des Klischees einer „Sterbestation“, sagt Priv.-Doz. OÄ Dr. Gudrun Kreye: „Natürlich sterben hier auch Menschen. Aber in erster Linie geht es uns darum, die verschiedenen Beschwerden zu lindern und die Patientinnen und Patienten wieder in ihr gewohntes Umfeld zu entlassen.“ Die Ärztin leitet die Palliativeinheit im Universitätsklinikum Krems, die an die Klinische Abteilung für Innere Medizin 2 angegliedert ist. Hier werden Patientinnen und Patienten versorgt, deren Lebenserwartung wegen einer unheilbaren, fortgeschrittenen Erkrankung begrenzt ist. Im Schnitt bleiben sie zwei Wochen und können danach wieder zuhause oder in einer anderen Einrichtung betreut werden. „Wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, ist es wichtig, auf die Symptome einzugehen“, sagt Gudrun Kreye: „Körperliche Beschwerden wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schmerzen oder Atemnot lassen sich in den meisten Fällen deutlich bessern.“ All das soll dazu beitragen, die letzte Zeit so beschwerdefrei wie möglich zu machen. 

Der Mensch im Mittelpunkt

Das Betreuungskonzept wird individuell auf die Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt. Das Kremser Palliativteam besteht aus 18 diplomierten Pflegekräften, drei Ärztinnen und Ärzten mit spezieller Zusatzausbildung. Eng zusammengearbeitet wird mit Klinischer Psychologie, Psychotherapie, Seelsorge, Physiotherapie, Diätologie, mobilem Caritas-Hospizteam sowie dem Ehrenamtsteam vom Förderverein Palliative Care im Uniklinikum Krems, Hausärztinnen und -ärzten sowie Hauskrankenpflege. Neben der Behandlung der körperlichen Leiden spielt auch die psychische und soziale Betreuung eine große Rolle, sagt Stationsleitung DGKP Gabriele Pachschwöll, MSc: „Wir haben immer den ganzen Menschen im Blick. Es ist wichtig zu hören, was sie jetzt brauchen – sich Zeit zu nehmen für Ängste und Sorgen.“ 


Palliativ- und Hospizversorgung in NÖ 

Vor beinahe 30 Jahren kam die Hospiz-Bewegung von England in Österreich an. Damals entwickelte sich auch in Niederösterreich eine Palliativ- und Hospizbewegung mit zu Beginn vor allem vielen Ehrenamtlichen. Das erste Team entstand vor beinahe 30 Jahren in Baden. 1998 gab es das erste stationäre Hospiz in Niederösterreich im Landespflegeheim Melk. Mittlerweile gibt es im Bundesland 28 Hospizteams, 20 mobile Palliativteams bzw. Palliativkonsiliardienste, Palliativstationen in sieben Kliniken (Baden, Hochegg, Krems, Lilienfeld, Mistelbach-Gänserndorf, Scheibbs, Waidhofen/Thaya) und stationäre Hospize in sieben Pflegezentren (Horn, Melk, Mistelbach, Mödling, St. Pölten, Tulln, Wiener Neustadt). Niederösterreich kann eine nahezu flächendeckende Versorgung anbieten und ist damit Vorreiter in Österreich. Als einziges Bundesland erfüllt es die Kriterien, die laut ÖBIG (Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen) für eine gute Palliativ- und Hospizversorgung notwendig sind. 

Informationen: www.hospiz.at


Text: Karin Schrammel | Foto: istockphoto/ Peter Vahlersvik
Mehr zum Thema „Hilfe am Lebensende“ erfahren Sie in GESUND & LEBEN 03/22.

Zurück
Zurück

„Keine Frau muss sich damit abfinden!“

Weiter
Weiter

Leben mit Neurodermitis