Nicht auf die leichte Schulter nehmen
Die Schulter ist das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers. Treten Beschwerden auf, leidet die Lebensqualität. Wichtig ist, den Schmerzen möglichst früh auf den Grund zu gehen.
Etwa 30 bis 40 Prozent aller Menschen leiden im Laufe ihres Lebens unter Schulterschmerzen – und sind damit stark eingeschränkt. Schon kleine Tätigkeiten wie das Ankleiden, die Körperhygiene oder das Zubereiten und Zerkleinern von Speisen können für Betroffene sehr unangenehm sein. Umso wichtiger ist es daher, möglichst rasch zu einer Diagnose und einer maßgeschneiderten Therapie zu kommen. „Bei Schulterschmerzen gilt: Je schneller man eine Ärztin oder einen Arzt aufsucht, desto schneller ist man auf dem Weg der Heilung“, betont Priv.-Doz. Dr. Philipp Heuberer, Sportmediziner und Schulterspezialist in Wien.
Eine Frage des Lebensabschnitts
Schulterschmerzen können unterschiedlich ausgeprägt sein und hängen vor allem vom Auslöser der Beschwerden ab, sagt Heuberer: „Grundsätzlich kommt es darauf an, in welchem Lebensabschnitt die Schmerzen auftreten. So handelt es sich gerade in jungen Jahren häufig um eine Schulterinstabilität, die meist durch ein Trauma, wie es beim Kraft- oder Überkopfsport entstehen kann, hervorgerufen wird. Eine weitere Ursache kann das sogenannte Impingement-Syndrom sein, bei dem es zu einer Verengung unter dem Schulterdach kommt. Dieses wird meist durch Überbeanspruchung oder Übertraining, Knochenveränderungen oder ein muskuläres Ungleichgewicht verursacht.“ Im mittleren Lebensalter treten hingegen oft eine Kalkschulter oder eine Schultersteife auf, während es ab etwa 60 Jahren vermehrt zu Schulterarthrosen oder Rotatorenmanschettenrissen kommt. Die Rotatorenmanschette ist jener Komplex aus Muskeln und Sehnen, der die Schulter umgibt und dafür zuständig ist, dass wir den Arm ein- und auswärtsdrehen können.
Risikofaktoren
Ob jemand eine Schulterproblematik entwickelt, hängt neben Lebensstil und Freizeitgestaltung auch von verschiedenen anderen Faktoren ab, betont Heuberer: „So hat man beispielsweise festgestellt, dass von Schultersteife viermal mehr Frauen als Männer betroffen sind. Auch bestimmte Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen oder ein hoher Cholesterinspiegel scheinen die Schultersteife zu begünstigen.“ Darüber hinaus spielen auch anatomische Faktoren eine nicht zu unterschätzende Rolle: „Ein langes, überladendes Schulterdach führt beispielsweise eher zu Rotatorenmanschettenrissen, während ein sehr kurzes Schulterdach Abnützungen begünstigt.“ Und auch die berufliche Tätigkeit kann oftmals Beschwerden im Bereich der Schulter hervorrufen: „Wenn jemand über viele Jahre schwere manuelle Arbeiten ausführt, kann ein Sehnenriss die Folge sein“, warnt der Experte.
Text: Michaela Neubauer | Fotos: Beigestellt
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