Ruhelose Beine
Unangenehmes Ziehen, Kribbeln und Muskelzuckungen an den Beinen deuten auf das Restless-Legs-Syndrom hin.
Rund fünf Prozent der österreichischen Bevölkerung sind vom Restless-Legs-Syndrom (RLS) betroffen. Wie der englische Name beschreibt, sind es ruhelose Beine, die den Erkrankten das Leben schwer machen. Frauen sind häufiger als Männer betroffen. Meistens tritt die Erkrankung ab dem 30. Lebensjahr in Erscheinung. Charakteristisch ist, dass die Beschwerden nicht während körperlicher Aktivität, sondern nur in Ruhephasen auftreten. Zu den quälenden Missempfindungen kommt es am häufigsten in den Beinen. Aber auch Arme, Oberschenkel oder Füße können in Mitleidenschaft gezogen sein. Menschen, die daran leiden, beschreiben die Schmerzen als Nadelstiche, Druck, Ziehen, Brennen oder unangenehmes Kribbeln. Dazu können Muskelzuckungen kommen, die einen unruhigen und wenig erholsamen Schlaf bescheren. Die Betroffenen wachen mehrmals in der Nacht auf und kommen nicht mehr richtig zur Ruhe.
Hausmittel zur Behandlung des Restless-Legs-Syndroms
Beine abduschen: Wechselduschen vor dem Schlafengehen können die Symptome lindern bzw. das Einschlafen erleichtern. Beine mehrmals von unten nach oben je 20 Sekunden lang mit heißem und dann sehr kaltem Wasser abduschen.
Wadenwickel: Unterschenkel mit feuchten Tüchern umwickeln. Dabei wird dem Körper Wärme zum Verdunsten des nassen Tuches entzogen, und es entsteht ein hilfreiches Kältegefühl.
Kälte anwenden: Der Besuch einer Kältekammer kann helfen. Bei der sogenannten Ganzkörperkältetherapie halten sie sich wenige Minuten in einer Kammer mit einer Raumtemperatur von minus 110 Grad Celsius auf.
Massageroller: Fußmassageroller sind hilfreich, weil sie die Unruhe in Motorik umlenken. Sie sind zuhause oder unterwegs einsetzbar.
Massageöle: Das Einreiben der Beine mit Massageölen oder Franzbranntwein kann die Beine beruhigen. Zupackende Muskelmassagen oder Fußreflexzonenmassagen gelten als ungeeignet, weil sie ein Auslöser für RLS sein können.
Kniebeugen: Zehn kräftige Kniebeugen machen, wenn Sie sich durch die muskulären Beschwerden in der Nacht sehr belastet fühlen. Viele Betroffene haben mit der einfachen Maßnahme gute Erfahrungen gemacht.
Bewegen: Sport in Maßen gilt als ausgesprochen hilfreich. Geeignet sind Spazierengehen, Walken, Radfahren, Schwimmen, Wandern, Yoga, Stretching, leichte Rückengymnastik, Dehnübungen und gemäßigtes Training auf dem Crosstrainer. Möglichst viel Bewegung in den Alltag einbauen: Treppen statt des Lifts nehmen, Fahrrad anstelle des Autos etc.
Eisenreich ernähren: Bei der Auswahl der Lebensmittel auf ausreichende Zufuhr von Eisen, das in tierischen, aber auch in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten ist, achten. Reich an Eisen: Innereien, Rote Rüben, Karotten, Mangold, Spinat, Hülsenfrüchte oder Nüsse.
INTERVIEW | DIE KRANKHEIT KONTROLLIERBAR MACHEN
In welchem Alter tritt das Restless-Legs-Syndrom zumeist auf?
Die Erkrankung kann schon vor dem 30. Lebensjahr auftreten. Es ist oft über-raschend, dass auch sehr junge Leute darunter leiden. Ich habe viele Patientinnen und Patienten, die damit schon seit dreißig Jahren leben, ohne dass es zuvor den Versuch einer Abklärung oder Behandlung gegeben hätte. Das ist für die Lebensqualität natürlich extrem unangenehm.
Wie wirkt sich die Erkrankung auf die Lebensqualität aus?
Der Schlaf ist gestört und die Menschen wachen nicht erholt auf. Die Bettruhe wird zwar eingehalten, aber der Schlaf ist immer wieder unterbrochen. Der Bettpartner bemerkt die Unruhe und nimmt das Strampeln der Füße wahr. Wenn der Schlaf nicht in Ordnung ist, fehlt die Energie, um mit dem Alltag zurechtzukommen. Vor dem Hintergrund, dass der Alltag immer fordernder wird und die meisten ein ziemlich durchgetaktetes Leben führen, kann eine Schlafstörung auch eine Gemütsstörung hervorrufen.
Welche nicht-medikamentösen Behandlungsformen können Sie empfehlen?
Alles, was die Krankheit für die Patientinnen und Patienten kontrollierbarer macht, ist begrüßenswert. Was hingegen nicht gut funktioniert, ist nur eine Stromtherapie zu machen. Das ist zu passiv. Ich nehme physikalische Maßnahmen wie Güsse, Wickel oder Massagen sehr ernst. Es ist wichtig, den Menschen etwas in die Hand zu geben, damit sie die Erkrankung selbst beeinflussen können.
Text: Jacqueline Kacetl | Fotos: istockphoto/ Daria Kulkova, ZVG, adobe stock/ rumruay
Mehr zum Thema „Ruhelose Beine” erfahren Sie in GESUND & LEBEN 07+08/22.