Sehe ich das richtig?

Rund um den Sehsinn ranken sich viele Gerüchte. GESUND & LEBEN klärt die landläufigsten Augenmythen. Sie werden überrascht sein!

Viele der bekanntesten Mythen rund ums Auge werden vor allem Kindern erzählt. Wenn diese genervt die Augen rollen oder zum Spaß Grimassen schneiden und schielen, heißt es oft: „Pass auf, deine Augen können stecken bleiben.“ Wird der Teller voll Gemüse nicht leer gegessen, wird gerne mit der Aussage motiviert: „Wenn du Karotten isst, siehst du besser.“ Ob in diesen Aussagen ein Körnchen Wahrheit steckt oder manche Thesen tatsächlich stimmen, haben wir Augenärztin und Augenchirurgin Prim. Univ.-Prof. Dr. Susanne Binder gefragt.

Augenärztin Prim. Univ.-Prof. Dr. Susanne Binder 

 

Psychische Belastungen können sich auf den ganzen Körper auswirken – auch auf das Auge.


Mythos: Lesen im Dunkeln verdirbt die Augen

„Lesen im Dunklen schadet den Augen nicht“, gibt die Medizinerin Entwarnung. „Aber je schlechter die Beleuchtung eines Textes ist, desto anstrengender wird es wahrscheinlich für diese.“ Die Folge: „Bei Erwachsenen ermüdet das Auge, Druck und Kontrast sind schlechter zu erkennen.“ Bei Kindern kann als Folge die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit gefördert werden. „Das liegt allerdings weniger an der Stärke der Helligkeit als vielmehr an der Nähe zum Objekt.“ Das trifft im Übrigen nicht nur auf das Lesen von Büchern zu, sondern auch auf die Handynutzung. Da diese zunimmt, werden auch immer mehr Kinder kurzsichtig. „Die beste Abhilfe ist, Zeit im Freien zu verbringen“, erklärt Susanne Binder. „Zwei Stunden mit Spiel und Spaß draußen zu sein, ist das Beste, um die Entwicklung von Kurzsichtigkeit zu hemmen.“



Mythos: Brille tragen lässt die Augen faul werden

Eine Brille gleicht die Fehlsichtigkeit aus. „Die richtige Korrektur ist das Mittel der Wahl und macht das Auge nicht faul“, so die Ärztin. Gerade bei Altersweitsichtigkeit wird diskutiert, ob man durch das zu frühe Tragen einer Brille das Voranschreiten fördert. Binder: „Es gibt eine Übergangsphase, etwa zwischen 45 und 50 Jahren, in der es Situationen gibt, für die man eine Lesebrille benötigt, und in anderen eben noch nicht. Wenn zum Beispiel das Auge ausgeruht ist oder das Licht sehr gut, kommt man ohne Brille zurecht. Dann kann man auch gut auf sie verzichten. Wichtig ist, sie aufzusetzen, wenn man sie braucht und sich nicht zu quälen, indem man sie bewusst weglässt.“



Mythos: Wer viele Karotten isst, kann besser sehen

Binder: „Karotten enthalten Vitamin A, das wichtig für die Funktion des Auges ist. Daher kommt diese Fabel. Allerdings kann man gar nicht so viele Karotten essen, dass der Konsum einen Sehfehler ausgleichen könnte!“ Einen Ess-Tipp hat die Expertin allerdings: „Wer aus einer Familie kommt, in der es Makuladegeneration gibt, sollte relativ früh in seinem Leben damit beginnen, eine vitaminreiche Kost zu sich zu nehmen. Vor allem grünes Gemüse wird empfohlen.“



Mythos: Gähnen hilft bei trockenen Augen

Trockene Augen treten am Arbeitsplatz – vor allem bei der Computerarbeit – so häufig auf, dass ein eigener Begriff dafür geprägt wurde: das Office-Eye-Syndrom. Während wir normalerweise im Schnitt 15-mal pro Minute blinzeln, schließen und öffnen wir die Augen deutlich seltener, wenn wir konzentriert auf den Bildschirm starren. Die Folge ist ein vermehrtes Trockenheitsgefühl im Auge. „Beim kräftigen Gähnen werden die Augen zusammengepresst und die Oberfläche mit Tränenflüssigkeit benetzt“, erklärt Susanne Binder. „Hilfreich ist auch bewusstes Blinzeln oder die Augen mehrmals hintereinander zu öffnen und zu schließen.“
Weitere Tipps: Immer wieder die Bildschirmarbeit unterbrechen und stattdessen kurz aus dem Fenster schauen. Am besten bei dieser Gelegenheit die Fenster auch gleich öffnen und die frische Luft genießen.


Text: Heike Kossdorff | Foto: istockphoto: webphotographeer, ZVG
Mehr zum Thema „Sehe ich das richtig?” erfahren Sie in GESUND & LEBEN 04/22.

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