Unter Druck
Müdigkeit, Benommenheit, kalte Gliedmaßen oder Schwindel sind typische Anzeichen für niedrigen Blutdruck. GESUND & LEBEN weiß, wie man den Kreislauf wieder in Schwung bringt und wann ein Arztbesuch anzuraten ist.
Die Gefahren eines zu hohen Blutdrucks wie ein erhöhtes Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risiko sind hinlänglich bekannt. Blutdruckwerte über 135/85 mmHg gelten als risikoreich. Welche Werte zu niedrig und damit gesundheitlich bedenklich sind, sei hingegen weniger klar, erklärt der St. Pöltener Internist Dr. Lothar Fiedler: „Der niedrige Blutdruck, die sogenannte Hypotonie, ist nominell nicht genau definiert. Als sicher zu niedrig werden Werte unter 100/60 mmHg eingestuft.“ Manche Menschen fühlen sich auch mit niedrigen Blutdruckwerten gesund und haben keine Beschwerden. Treten Symptome wie Schwindel, kalte Hände und Füße, Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, beschleunigter Herzschlag, Schweißausbrüche oder Übelkeit auf, sollte das hellhörig machen. Ein weiteres typisches Anzeichen ist ein Schwarzwerden vor Augen. Es kann nach raschem Aufstehen oder dem Aufrichten aus dem Sitzen oder Liegen auftreten und bis zum Kollaps führen. „Die Ursache dafür ist eine gestörte Anpassung der arteriellen Gefäße an die Situation. Man spricht in diesem Fall von einer orthostatischen Hypotonie oder orthostatischen Dysregulation“, sagt Fiedler. „Sie tritt auf, wenn man schnell aus dem Liegen oder Bücken aufsteht und das Blut quasi versackt. Die Gefäße können dann nicht rasch genug reagieren, um die Blutsäule aufrechtzuerhalten.“
9 Tipps gegen niedrigen Blutdruck
Bewegung: Regelmäßiges, an die persönliche Konstitution angepasstes körperliches Training. Günstig wirken sich Radfahren, Laufen, Schwimmen, Gymnastik, Wandern, Ballspiele und im Winter Schifahren und Langlaufen aus.
Behutsam: Langsame Lagewechsel vom Sitzen oder vom Liegen ins Stehen vornehmen.
Trinken: Auf genügend Flüssigkeitszufuhr (kein Alkohol) achten.
Salzig: Periodisch salzreichere Ernährung.
Aufputschen: Kaffee und Tee trinken.
Belebend: Duschen statt Vollbäder.
Erfrischend: Wechselduschen und Kneipp-Güsse anwenden.
Unterstützend: Stützstrümpfe tragen (insbesondere bei Krampfadern).
Erholen: Ausreichend schlafen.
Prophylaktisch behandeln
Ist niedriger Blutdruck harmlos?
Ein niedriger Blutdruck ist eigentlich nur ein Symptom und keine Erkrankung – obwohl er subjektiv oft als solche betrachtet wird. Eine sicher wirksame Medikation gibt es nicht. Es stehen aber viele prophylaktische Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Hypotonie ist zumeist eher ungefährlich, kann aber das Befinden erheblich einschränken. Bluthochdruck ist viel häufiger und wesentlich gefährlicher.
Warum leiden besonders ältere Menschen an zu niedrigem Blutdruck?
Bestimmte Medikamente können den Blutdruck senken. Bei älteren oder geschwächten Patientinnen und Patienten kann dies bis zu einem Kreislaufkollaps mit Bewusstlosigkeit führen. Außerdem haben ältere Menschen meist ein eingeschränktes Durstgefühl. In Kombination mit vermehrtem Schwitzen kann das neben einem dramatischen Elektrolytverlust zu symptomatischer Hypotonie führen. Gleiche Auswirkungen haben auch starkes Erbrechen und bzw. oder starke Durchfälle.
Text: Jacqueline Kacetl | Foto: iStock_urbazon
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