Vertrauensarzt & Lieblingspatient

Wenn die Beziehung zwischen Arzt und Patient harmonisch verläuft und die Kommunikation reibungslos, verkürzt das die Genesungszeit und steigert den Therapieerfolg, weiß Mag. Dr. Birgit Hladschik-Kermer, Leiterin der Abteilung Medizinische Psychologie an der MedUni Wien.

Im weltweiten Vergleich betrachtet funktioniert unser Gesundheitssystem besser als die meisten. Patient und Arzt bleiben aber dennoch oft nur wenige Minuten, sich miteinander auszutauschen. „Diese kurze Zeit ist jedoch tatsächlich ausreichend, selbst wenn es dem Patienten nicht so vorkommen mag“, sagt Mag. Dr. Birgit Hladschik-Kermer. Sie leitet seit fünf Jahren die Abteilung für Medizinische Psychologie an der MedUni Wien und beschäftigt sich seit 25 Jahren mit dem großen Überthema „Kommunikation in der Medizin“. Studien zeigen, dass erfolgreiche Arzt-Patienten-Gespräche oft nur fünf bis zehn Minuten dauern müssen, um alles gesagt, erklärt und entschieden zu haben. Beide Parteien sollten jedoch ein paar Ratschläge beherzigen.

Vorbereitung ist das A und O

Essenziell ist, dass der Patient nicht allein dem Mediziner alles überlässt, sondern auf den Ordinationsbesuch adäquat vorbereitet ist. Trotz des elektronischen Speichersystes „ELGA“, sollte man zum Arzt alle wichtigen Befunde mitbringen, einen Fragenkatalog zu Hause anlegen und eine Medikamentenliste mit richtiger Dosierung mit sich führen. Oftmals helfen Fotos von beispielsweise Ausschlägen oder Verletzungen, kurze Videos von möglichen medizinischen Notfällen und ähnliche moderne Dokumentationsmöglichkeiten, um dem Mediziner vor Ort ein authentisches Bild von den Beschwerden zu geben.

Doktor Google

Sogar der ach so verpönte Doktor Google kann für zusätzliche Unterstützung sorgen. „Man recherchiert ja sogar, wenn man sich neue Sneakers kauft. Wo gibt es die schönsten, wo die billigsten, wo die besten? Umso nachvollziehbarer ist es, dass man sich informiert, wenn es um die eigene Gesundheit geht“, macht Mag. Dr. Birgit Hladschik-Kermer deutlich. Zwar sollte sich niemand in gruselig anmutende Internet-Diagnosen hineinsteigern, denen zufolge selbst banale Wimmerl Anzeichen für eine todbringende Krankheit sind, aber nachlesen ist erlaubt und kann manches Mal tatsächlich helfen. Vor allem bei komplexeren Fällen, die neue Herangehensweisen erfordern. Dennoch bleibt die Warnung aufrecht: Gut zu recherchieren ist eine Kunst! Gerade im Gesundheitsbereich gibt es zahlreiche wenig seriöse Seiten, die mehr verunsichern als zur Klärung beitragen. Es gilt daher – wie immer im Internet: Vertrauen Sie nur seriösen Quellen!

Mag. Dr. Birgit Hladschik-Kermer Leiterin der Abteilung für Medizinische Psychologie an der MedUni Wien

 

„In der Kommunikation geht es darum, dass die Patientenperspektive mit dem medizinischen Fachwissen verknüpft wird und so ein gemeinsames Verständnis der Beschwerden und der möglichen Behandlung entstehen kann. “


Text: Lisa Strebinger | Fotos: ISTOCK_ CECILIE_ARCURS; RAFAELA PROELL MORE
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