Wie Gefühle unser Essverhalten steuern & warum Diäten sinnlos sind

Ein ausgiebiges Dinner. Und danach Lust auf Schokolade?! Daran ist nicht der Hunger schuld, sondern Glücksgefühle beim Naschen. Ernährungspsychologin Cornelia Fiechtl weist den Ausweg aus dem Snack- und Diät-Dilemma ...

Stress im Job – inklusive Streit mit dem Boss. Endlich daheim. Hier warten die bessere Hälfte und das Kind. Sie fordern Aufmerksamkeit und gute Laune ein. Start des Notfallprogramms: der Gang zur Schoko-Lade. Mit dem Schmelzen des Zucker-Fett-Kakao-Gemischs im Mund steigt der Grad unserer Entspannung – endlich.
Kennen Sie?! Sie sind nicht allein, bestätigt Mag. Cornelia Fiechtl, Klinische und Gesundheitspsychologin aus Wien: „Stress schlägt auf den Magen. Und Naschen ist für viele Menschen ein Bewältigungstool, denn dabei wird das Glückhormon Dopamin ausgeschüttet. Es fördert Entspannung und Beruhigung.“ Die Schuldigen an unserem Dilemma seien unsere Emotionen – sie steuern das Essverhalten. „Wenn wir positiv gestimmt sind, schmecken Speisen automatisch besser. Umgekehrt gilt Stress aber auch als Hemmer des Essverhaltens – wenn der Appetit vergeht, weil alles zu viel ist und gar nichts mehr schmeckt.“

Mag. Cornelia Fiechtl, Klinische und Gesundheitspsychologin aus Wien

 

„Es geht um emotionale Selbstfürsorge und die Beantwortung der Frage: Bin ich es mir wert, mich ausgewogen zu ernähren?“



WAS TUN GEGEN HEISSHUNGER?

Cornelia Fiechtl erklärt in GESUND & LEBEN, wie man den Essdrang abwendet: durch Präventiv- und Ad-hoc-Strategien!


PRÄVENTIV

1. Anspannung, Stress und Gedanken vermeiden, die den Essdrang fördern: im Job wie im Privatleben.
2. Die Situationen erkennen und bewältigen! In sich hineinspüren: Wann will ich essen? Warum? In welcher Situation?
3. Mehr Ich-Zeit einplanen: mit Hobbys und Dingen, die persönlich guttun.
4. Achtsam und liebevoll zu sich selbst sein.


AD-HOC

1. Konfrontation und aushalten
Irgendwas stimmt nicht – ein Gefühl von Unwohlsein macht sich breit. Oft in belastenden Situationen – alles ist zu viel. Jetzt hinsetzen und innere Einkehr halten: in sich hineinhören, fühlen und spüren. Auf den Essdrang fokussieren – zwei bis fünf Minuten lang. Sitzen zu bleiben, genau zu beobachten und das Ganze auszuhalten, ist schwerer, als es sich anhört. Denn dabei kommen Emotionen, aber sie gehen auch vorüber. Danach die Erfahrung aufschreiben.

2. Die Energie der Emotion nutzen
Traurigkeit, Ärger oder Langeweile sind starke Emotionen und gehen oft mit einer inneren Unruhe einher. Wir möchten beruhigt werden – durch Essen. Dabei werden Hormone wie das Glückshormon Melatonin ausgeschüttet. Besser als Essen funktioniert jedoch, die Energie hinauszulassen: beim Jogging um den Block, einem intensiven Work-out oder beim Alles-von-der-Seele-Tanzen zum persönlichen Kraftsong. So lange, bis man k.o. ist. Oft muss man dabei lächeln – die Energie wird in etwas Positives umgewandelt: Im Flow wurde der Druck abgeleitet und ein Kontakt zum Körper aufgebaut.

3. Journaling
Einen Stift und Zettel zur Hand nehmen und einen Brief an den Essdrang schreiben: Wann tritt er auf? Wo? Was macht er mit mir? Alle Gedanken aufschreiben, die plötzlich im Kopf sind. Dabei beschäftigen wir uns mit unseren Gefühlen und Emotionen und nehmen sie bewusst wahr. Eine gute Strategie, um sie zu bewältigen.

BUCHTIPP

 

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Mit 12 einfachen Methoden zur intuitiven Ernährung

DV-Verlag, 20,60 Euro


Text: Karin Lehner | Fotos: ISTOCK_DEAGREEZ, ALEXANDER MÜLLER
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