Achtsamkeit als Wegpfeiler

Lisa Kröbmannsberger hat ein durchgetaktetes Leben: Sie kümmert sich um ihre drei Kinder, arbeitet im Einzelhandel und pflegt ihre Mutter und Großmutter. Bis ihr eines Tages alles zu viel wird.

 

Auf der Reha im LebensMed.Zentrum St. Pölten lernt Lisa Kröbmannsberger, sich selbst in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen.

 

Sie sei ein hektischer Mensch gewesen, erinnert sich Lisa Kröbmannsberger. Die 36-Jährige kümmert sich um ihre drei Kinder, ihre kranke Mutter und um ihre pflegebedürftige Großmutter. Nach der Karenz ist sie wieder im Einzelhandel tätig. Es gibt viel zu tun. Lisa Kröbmannsberger steht ständig unter Stress. Bis sie schließlich an der Autoimmunerkrankung Sjögren-Syndrom erkrankt. Und ihr Leben ändert.

„Ich war getrieben“

Im Sommer 2020 bemerkt die Kremserin die ersten Anzeichen ihrer Erkrankung. Ihr Mund ist meist trocken und ihre Knie und das Kreuzbein schmerzen. Vor allem die stechenden Schmerzen im Knie machen ihr Sorgen. Besonders aufmerksam macht sie der Umstand, dass rheumatische Erkrankungen in der Familie liegen. Sie lässt sich von ihrem Hausarzt untersuchen, der feststellt, dass tatsächlich der Rheumafaktor erhöht ist. In der Rheumaambulanz im Landesklinikum Stockerau unterzieht sich die junge Frau vielen Untersuchungen. Bis 2021 dann feststeht: Sie leidet an einer Autoimmunerkrankung namens Sjögren-Syndrom. Die Erkrankung zählt zu den chronisch-entzündlichen, rheumatischen Erkrankungen. Sie greift vor allem Speichel- und Tränendrüsen an. Das bemerkt auch Lisa: Nicht nur ihr Mund ist dauerhaft trocken, sondern auch ihre Augen. Die Diagnose stellt ihr Leben auf den Kopf: „Mir sind viele Fragen durch den Kopf gegangen. Etwa, was Autoimmunerkrankung heißt. Ob das wieder weggeht. Und ob ich sterben muss.“ Die Erkrankung habe genetisch bedingt in ihr geschlummert und wäre irgendwann sowieso ausgebrochen. Der Auslöser sei aber ihr andauernder Stress gewesen, ist sich Lisa sicher. Ihre drei Kinder sind vier, sechs und zwölf Jahre alt. Lisas Mutter leidet an Rheuma, Diabetes und einer Leberzirrhose und ist viel auf ihre Hilfe angewiesen. Um die Oma kümmert sich inzwischen ein Pflegedienst, zuvor aber besuchte Lisa ihre Oma jeden Tag. 2021 kommt dann noch ein schwerer Verlust in der Familie hinzu und Lisas Mann leidet daraufhin an Depressionen. Zusätzlich zu ihrer eigenen Diagnose kümmert sich Lisa um alle um sie herum: „Ich war geprägt von meinem eigenen Perfektionismus. Ich war getrieben.“

Reha für die Psyche

Um ihre Erkrankung im Griff zu haben, wendet Lisa viele Tricks im Alltag an: So befeuchtet sie häufig ihre Augen oder wischt sie mit einem Wattepad aus, wenn sie verklebt sind. Sie trinkt drei Liter pro Tag und lutscht permanent ein Zuckerl. Für ihre Knie- und Gelenksbeschwerden geht sie zur Physio- und Stromtherapie und lässt sich massieren. Damit hat sie ihre körperlichen Beschwerden im Griff – doch bald wird ihr auch psychisch alles zu viel: „Ich war traurig und gleichzeitig ständig unter Strom.“ Die Frau leidet schon länger an Panikattacken, die immer schlimmer werden. Meist dann, wenn sie zur Ruhe kommt, kommt die Panik in ihr hoch. Häufig ist das um Mitternacht. Dann läuft sie im Haus hin und her. Schließlich holt sich Lisa Kröbmannsberger Hilfe bei einer Psychiaterin. Diese empfiehlt ihr eine psychische Reha. Sechs Wochen von ihren Kindern getrennt zu sein kommt für die junge Frau jedoch nicht in Frage. Doch dann wird sie auf die ambulante Reha im LebensMed.Zentrum St. Pölten aufmerksam. Sechs Wochen lang fährt sie in der Früh zur Reha und abends wieder nachhause. Diese Zeit verändert ihr Leben zum Positiven: „Für mich war die Reha das Beste, was ich machen konnte. Man lernt so viel über sich selbst.“ In der Therapie findet sich eine „super Gruppe“ zusammen. Lisa hat das Gefühl, die anderen verstehen sie und niemand urteilt über sie. In der Reha lernt sie, den Menschen als Ganzes zu sehen.


Text: Daniela Rittmannsberger | Foto: ZVG
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