Aufklärung & Ausbildung
Anlässlich des Internationalen Tages gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM) am 6. Februar trafen sich Expertinnen und Experten zum Diskurs mit dem gemeinsamen Ziel, Aufmerksamkeit und Bewusstsein für diese Form von Gewalt an Frauen zu schaffen. Fokus waren dieses Jahr medizinische und gesundheitliche Folgen von FGM mit Schwerpunkt der Qualifizierung des medizinischen und pädagogischen Fachpersonals.
Schwerwiegende Gesundheitsfolgen
Die „weibliche Genitalbeschneidung“ oder „weibliche Genitalverstümmelung“, wie sie häufiger genannt wird, ist eine Operation, die hauptsächlich in Afrika durchgeführt wird. Auch in westlichen Ländern werden Ärztinnen und Ärzte aufgrund der Migration zunehmend mit dieser Problematik konfrontiert. Mindestens 200 Millionen Mädchen und Frauen in mehr als 30 Ländern wurden dieser Praxis unterzogen. Wenn sich der derzeitige Trend fortsetzt, werden bis zum Jahr 2030 15 Millionen zusätzliche Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren davon betroffen sein.
Die Operation kann eine Reihe negativer Auswirkungen haben auf die weibliche Gesundheit haben und insbesondere urogynäkologische Gesundheitsfolgen wie Miktionsschwierigkeiten, rezidivierende Harnwegsinfekte und vesikovaginalen Fisteln nach sich ziehen. All dies tritt meist bei infibulierten Frauen auf, also bei Frauen, deren Genitalien durch die schwerste Form der Beschneidung verschlossen sind. Einige der Probleme, die als Folge der Operation auftreten können, können durch Defibulation (d.h. chirurgische Wiedereröffnung der verschlossenen Vulva) behoben werden.
Ganzheitliches Verständnis
Dr. Ines Kohl, Geschäftsführerin der Bildungs-NGO Aktion Regen, die sich für Frauenempowerment und Familienplanung im Globalen Süden und Sensibilisierung im Globalen Norden einsetzt, betont, dass für die Arbeit mit Betroffenen und ihren Communities ein ganzheitlicher Ansatz besonders wichtig ist: „Wir müssen ein ganzheitliches Verständnis dafür vermitteln, dass FGM eine schlechte Lebensbasis für Mädchen bietet, denn sie geht meist Hand in Hand mit Schulabbruch, früher Verheiratung und Teenagerschwangerschaften.“ Für Österreich fordert Kohl mehr Kultursensibilität: „Betroffene kennen oft ihren eigenen Körper nicht oder das Tabu ist zu groß, um sich überhaupt damit auseinanderzusetzen.“
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Text: Michaela Neubauer | Foto: Aktion Regen