Wenn Zeit nicht alle Wunden heilt

Mehr als 250.000 Österreicherinnen und Österreicher leben mit einer chronischen Wunde. Dies geht oft mit enormem Leidensdruck und Überforderung einher.

Der St. Pöltener Arzt Dr. Martin Hasenzagl diagnostiziert in seiner Tätigkeit als Notfallmediziner chronische Wunden häufig durch Zufall: „Immer wieder kommen Patientinnen und Patienten aufgrund ganz anderer Beschwerden in die Notaufnahme. Erst bei der Untersuchung entdecken wir, dass sich – oft unter einem provisorischen Verband – eine Wunde verbirgt, die bereits ein gefährliches Ausmaß angenommen hat. Nicht selten müssen Betroffene sofort auf der Intensivstation behandelt werden.“ Eine chronische Wunde, warnt der Mediziner, ist keinesfalls auf die leichte Schulter zu nehmen, da sie zu schwerwiegenden Infektionen bis hin zu einer Blutvergiftung oder sogar zu einer Amputation führen kann. Doch was versteht man eigentlich darunter? „Von chronischen Wunden spricht man, wenn ein Gewebsdefekt länger als acht Wochen besteht. Am häufigsten werden sie durch Diabetes oder eine Gefäßerkrankung verursacht und betreffen vor allem den Unterschenkelbereich: Sind die Gefäße bereits verkalkt oder werden sie nicht gut durchblutet, gelangt nicht genug Sauerstoff zu den unteren Extremitäten. Dadurch können kleine Kratzer oder Verletzungen nicht abheilen und werden immer größer“, erklärt Hasenzagl. Diabetikerinnen und Diabetiker sind zusätzlich gefährdet, da ihre Grunderkrankung einerseits mit einer Wundheilungsstörung, andererseits aber auch mit einer Gefühlsstörung einhergeht. „So kann es etwa passieren, dass Betroffene nicht spüren, dass der Schuh, den sie täglich tragen, eine Druckstelle verursacht und schließlich zu einer offenen Wunde wird.“ Auch Bettlägerigkeit, Operationen oder ein Immundefekt können das Entstehen einer chronischen Wunde begünstigen.

 

Dr. Martin Hasenzagl

 


Hilfe für Betroffene

Wundverein NÖ: www.wundmanagement-noe.at
Österreichische Gesellschaft für Wundbehandlung: www.a-w-a.at
Österreichische Gesellschaft für vaskuläre Pflege: www.oegvp.at
Wund-App (kostenlos im App Store und Google Play): www.wundapp.at

Wundbehandlungseinrichtungen

Wundkompetenzzentrum Landesklinikum Melk: Terminvereinbarung (Mo.–Do. 11:30–12:30 Uhr): 02752/9004-22301
Wundambulanz Landesklinikum Klosterneuburg: Terminvereinbarung (Mo.–Fr. 07:00–15:00 Uhr): 02243/9004-27172
Wundmanagement Landesklinikum Mistelbach-Gänserndorf: Tel.: 02282/9004-0
Primärversorgungszentren: www.primaerversorgung.gv.at
Wundcare Horn: www.wundcare.at
Wundambulanz Baden/Korneuburg: www.wundambulanz.at
Wundbehandlungszentrum Amstetten: wbz-amstetten.at
wundlos glücklich - Ihr Netzwerk für ganzheitliche Betreuung von Wundpatienten Salzburg: www.wundlosgluecklich.at


Text: Michaela Neubauer | Fotos: iStock_BeyzaSultanDURNA, Uwe Strasser, Beigestellt
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