Neue App bei chronischen Schmerzen

Chronische Schmerzen stellen ein komplexes Krankheitsbild dar, ihre Diagnose nimmt oft viel Zeit in Anspruch. „Die Erkrankungsdauer von Schmerzpatientinnen und -patienten bis zur Erstvorstellung bei einem qualifizierten schmerzmedizinischen Zentrum oder bei einem Schmerzmediziner bzw. einer Schmerzmedizinerin dauert durchschnittlich vier Jahre“, bestätigte auch Dr. Eva Bartmann, Anästhesistin und Schmerztherapeutin am Schmerzzentrum Neu-Ulm in Deutschland. Häufig kann bei chronischen Schmerzen keine organische oder physiologische Erklärung gefunden werden. Was viele nicht wissen: Schmerz kann auch eine psychische Komponente haben, beispielsweise ausgelöst durch Stress. Eine vom Marktforschungsinstitut Appinio GmbH durchgeführte Umfrage unter 503 Männern und Frauen mit chronischen Schmerzen sowie mindestens einer zusätzlichen psychischen Erkrankung bestätigte die Auswirkungen anhaltender Schmerzen auf die Lebensqualität der Betroffenen: Rund 90 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Schmerzen sie dauerhaft und stark in ihrer Lebensqualität beeinträchtigen. Dies gilt fast gleichermaßen im Beruf-, Sozial- und Familienleben sowie verstärkt in ihrer Freizeit.

Schmerzen selbstbestimmt in den Griff bekommen

Um zugrunde liegende Konflikte, Stress- oder Überforderungssituationen im Leben mit chronischen Schmerzen systematisch aufzuarbeiten, stellt die Psychotherapie einen wichtigen Pfeiler in der Therapie chronischer Schmerzen dar. Mithilfe von Psychotherapie können Betroffene lernen, ihre Verhaltensmuster im Umgang mit Stress und den Schmerzen selbst zu erkennen und auf diese Weise die Schmerzwahrnehmung zu verändern. Insbesondere bei Schmerzpatientinnen und -patienten kann jedoch die Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz mitunter Monate in Anspruch nehmen. Hier setzt die neue digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) „Selfapys Online-Kurs bei chronischen Schmerzen“ an, die Betroffenen seit April 2023 zur Verfügung steht. Sie wurde vom digitalmedizinischen Unternehmen Selfapy entwickelt und in Kooperation mit dem forschenden Pharmaunternehmen Pfizer Pharma GmbH auf den Markt gebracht. Die DiGA kann von Ärztinnen, Ärzten und Psychotherapeutinnen – und therapeuten verschrieben und von den Patientinnen und Patienten anschließend selbstständig bearbeitet werden, sodass der Kurs ohne Wartezeit und flexibel genutzt werden kann. Außerdem haben Patientinnen und Patienten mit Diagnose die Möglichkeit, direkt bei ihrer Krankenkasse einen Code für den Kurs anzufordern. Die Kosten der App werden von den gesetzlichen Krankenkassen getragen.

 

Verbesserte Schmerzsymptomatik

Eine erste Datenauswertung zeigte bereits eine signifikante Reduzierung der Schmerzbeeinträchtigung mithilfe der DiGA. Auf der sogenannten PGIC-Skala (Patient Global Impression of Change) von 1 bis 7 bewerteten 37 Personen, die den Kurs absolviert hatten, die Veränderung im Durchschnitt mit 4,51. 25 (68 Prozent) von ihnen gaben die Veränderung mit einem Wert von 5 oder größer an. Damit ergab sich für einen Großteil der Teilnehmenden eine relevante Verbesserung der Schmerzsymptomatik. Der neue Online-Kurs, bestehend aus zwölf Lektionen, lässt sich flexibel in den Alltag integrieren. Mithilfe von Audio- und Videomaterial werden psychologische Übungen angeboten, die den Patientinnen und Patienten helfen, ihren Schmerzen auf neue Weise zu begegnen und die Beeinträchtigung durch chronische Schmerzen im Alltag zu reduzieren.


Text: Michaela Neubauer | Foto: © Selfapy

 

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