Frauen leiden anders

Übelkeit, Ziehen im Kiefer, Schweißausbrüche und Schmerzen, die bis in die Arme ausstrahlen: Diese Beschwerden können die ersten Anzeichen einer Herzerkrankung sein.

Nach wie vor erleben Frauen und Männer ein kardiales Ereignis auf völlig unterschiedliche Art. „So äußert sich zum Beispiel eine Angina pectoris durch viele anfallsartige, vegetative Symptome. Männer klagen eher über Schmerzen im Rücken oder am Hals, Frauen über Brustenge und Schmerzen, die bis in den Arm ausstrahlen, über Übelkeit und Schweißausbrüche“, sagt Dr. Lukas Fiedler, Oberarzt an der Abteilung für Innere Medizin, Kardiologie und Nephrologie am Landesklinikum Wiener Neustadt.
Üblicherweise dauern die Beschwerden nur wenige Minuten an, vor allem bei körperlicher oder psychischer Belastung, wie etwa beim Stiegensteigen, Radfahren oder Bergaufgehen. Sie lassen charakteristischerweise innerhalb von wenigen Minuten nach dem Ende der Belastung nach. Nicht jeder Brustschmerz ist gleich ein Herzinfarkt. Handelt es sich aber um eine Angina pectoris (siehe Info unten), gilt es dennoch rasch zu reagieren. Treten die Probleme über Wochen oder länger auf, spricht man von stabiler Angina pectoris. Nehmen die Beschwerden an Intensität oder Häufigkeit zu, spricht man von instabiler Angina pectoris. Es handelt sich dann um eine Vorstufe des Infarkts, die ebenso wie bei anhaltenden Beschwerden eine akute medizinische Abklärung erfordert.

 

OA Dr. Lukas Fiedler, Kardiologe am Landesklinikum Wiener Neustadt

 

Schmerzempfinden

Eine Angina pectoris entsteht durch Ablagerungen an den Herzkranzgefäßen. „Schuld“ daran sind einerseits normale Alterungsprozesse, andererseits schlechte Bluttfettwerte. Dadurch entstehen Ablagerungen, die eine normale Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr des Herzens erschweren. Schreiten die Beschwerden voran, können Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche entstehen, sind die Herzkranzgefäße gänzlich verstopft, besteht ein akutes Herzinfarktrisiko. Frauen sind bei Krankheitsbeginn im Schnitt zehn Jahre älter als Männer. Das liegt daran, dass sie bis zur Menopause hormonell geschützt sind. Andererseits können bei einem späteren Krankheitsbeginn eher Komplikationen eintreten.


ANGINA PECTORIS

Als Angina pectoris bezeichnet man anfallsartig auftretende Schmerzen und ein Engegefühl im Brustbereich. In den meisten Fällen sind die Beschwerden das erste Anzeichen einer Herzkrankheit. Die Einteilung in die vier Schweregrade erfolgt anhand der Canadian Cardiovascular Society (CCS) und gibt einen Überblick, welche Therapie in welchem Stadium sinnvoll ist:

  • Stadium I: keine Angina pectoris im Alltag, jedoch bei plötzlicher oder längerer physischer Belastung

  • Stadium II: Angina pectoris bei stärkerer Anstrengung sowie bei psychischem Stress

  • Stadium III: Angina pectoris bei leichter körperlicher Belastung

  • Stadium IV: Ruhebeschwerden beziehungsweise Beschwerden bei geringster körperlicher Belastung


Text: Doris Simhofer | Fotos: iStock_wabeno, beigestellt
Mehr zum Thema „Frauen leiden anders” erfahren Sie in GESUND & LEBEN 03/23.

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