Frühling für alle Sinne
Frühling liegt nicht nur in der Luft – er kitzelt uns in der Nase, sorgt für Augenschmaus und Hörvergnügen, schmeckt herrlich frisch auf der Zunge und fühlt sich nicht nur gut an, sondern steigert auch unser körperliches und seelisches Wohlbefinden. Begleiten Sie GESUND & LEBEN in einen inspirierend gesunden Frühling!
Es sprießt, wächst und gedeiht um uns herum. Der Frühling ist in voller Blüte und das können wir auch für unsere Gesundheit nutzen. Wie das gelingt? Mit allen Sinnen!
IMMER DER NASE NACH
Frühling liegt in der Luft, heißt es so schön. Aber ist das wirklich so? „Ja, das lässt sich auch wissenschaftlich belegen“, bestätigt Neurowissenschafter Prof. Dr. Johannes Frasnelli. „Sobald es wärmer wird, werden mehr Duftstoffe freigesetzt und daher nehmen wir mit den 400 verschiedenen Riechrezeptortypen in unserer Nase im Frühling mehr Gerüche wahr, als im Winter.“ Dazu komme, dass der Lenz auch zahlreiche Duftaromen zu bieten habe – von blühenden Obstbäumen bis zum betörenden Bouquet der Frühlingsblumen, so der Geruchsforscher. Wissenschaftlich betrachtet liegt der typische Frühlingsgeruch jedoch fernab von Veilchenduft und Maiglöckchenaroma, sondern riecht vielmehr modrig und erdig. Verantwortlich dafür ist die Substanz Geosmin – ein Stoff, der von Mikroorganismen im Boden produziert wird und dann entsteht, wenn sich die Erde im Frühjahr erwärmt und Geruchsmoleküle freigibt. „Wir sind seit Jahrzehnten darauf programmiert, diesen Geruch mit Frühling zu verbinden. Nicht nur der erdige Duft löst Glücksgefühle in uns aus, sondern der gesamte Kontext – die Tatsache, dass nach dem langen Winter die Natur wieder zu leben beginnt und dass wir damit angenehme Erinnerungen verbinden“, so Frasnelli. Wie kein anderer unserer Sinne vermag der Geruchsinn diese wieder hervorzuholen, auch wenn sie schon lange zurückliegen. „Das liegt daran, dass der Geruchsinn in einer der stammesgeschichtlich ältesten Regionen unseres Gehirns verarbeitet wird, im limbischen System, das auch für Erinnerungen und Emotionen zuständig ist“, erklärt der Mediziner, dessen Bestseller „Wir riechen besser als wir denken“ als Wissenschaftsbuch des Jahres 2020 ausgezeichnet wurde. „Marcel Proust beschrieb in seinem Werk ‚Auf der Suche nach der verlorenen Zeit‘ auf vielen tausend Seiten seine Erinnerungen, die durch den Geruch von Teegebäck ausgelöst wurden, seitdem bezeichnen wir diesen Effekt als Proust-Effekt“, so der Neurowissenschafter. Diesen könne man für das eigene Wohlbefinden nutzen, rät Frasnelli: „Wenn wir wissen, welche Gerüche uns als Kind glücklich gemacht haben, können wir uns diesen gezielt aussetzen, um die Glücksgefühle neu zu wecken.“
TIPP: Schwelgen Sie in süßer Erinnerung!
Wie roch der Frühling Ihrer Kindheit? Nach Zitroneneis, Kräutergarten oder Blumenwiese? Nach warmen Regen am Asphalt? Oder würziger Waldluft? Begeben Sie sich auf die Frühlingsschauplätze Ihrer Vergangenheit, erschnuppern Sie Glücksgefühle und wecken Sie schöne Erinnerungen!
Text: Claudia Sebunk | Fotos: iStock_martin-dm, Amanda Tétrault
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