Gedanken sind mehr als flüchtige Erscheinungen. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge können sie eine heilende Wirkung entfalten.

Es sind bemerkenswerte Erfahrungen wie die von Corinna F.*, die der Medizin immer wieder Rätsel aufgeben: Die Niederösterreicherin hatte nach jedem Essen blutige Durchfälle. „Daraufhin habe ich nur noch ganz wenig gegessen, um den Weg zur Toilette zu vermeiden.“ Eine Darmspiegelung zeigte, dass ein Darmabschnitt chronisch entzündet war. Es folgte eine medikamentöse Behandlung, die aber nicht die gewünschten Verbesserungen brachte. Daraufhin beschloss sie, den Heilungsprozess selbst in Angriff zu nehmen. Täglich ging sie in den Wald und meditierte. In der Heilungsphase verzichtete sie auf Fleisch, Süßes, Alkohol und Zigaretten. Nach einem halben Jahr zeigten sich erste Verbesserungen, zehn Monate später waren die Symptome vollkommen verschwunden. „Der ganze Druck und die tägliche Anspannung sind von mir abgefallen.“ Heute ist sie überzeugt: „Wir alle haben unglaubliche Fähigkeiten, die wir aber nicht nützen. Wenn wir wirklich in die Kraft gehen, schaffen wir alles.“

 

Dr. Jörg Hildebrandt, Allgemeinmediziner & Augenarzt, St. Pölten

 

„Wenn der Wald Geborgenheit ausstrahlt und man gute Luft einatmet, wird das parasympathische Nervensystem aktiviert.“


SELBSTWIRKSAM WERDEN

 

Dr. Marcus Täuber, Neurobiologe, Mentaltrainer und Buchautor, Wien

 

In vielen Ratgebern ist von der Macht des Unterbewusstseins die Rede. Wo wird das Unterbewusstsein in der Neurowissenschaft verortet?  

Korrekt sprechen wir vom Unbewussten und meinen damit die Informationsverarbeitung, die wir nicht mit unserer Aufmerksamkeit erfassen können. Aus neurobiologischer Sicht ist dabei vor allem das limbische System – das sind Schichten in den Tiefen des Gehirns, in denen wir Emotionen verarbeiten, Gewohnheiten verinnerlichen und Entscheidungen treffen – wichtig. Das limbische System schickt auch Signale an den Körper und kann so Selbstheilungsprozesse anregen.

Welche Rolle spielt Stress? 

Chronischer Stress bringt uns dauerhaft in den Überlebensmodus. Unsere Muskeln spannen sich an, nicht nur die Skelettmuskeln, mit denen wir Arme und Beine bewegen, sondern auch die glatte Muskulatur in den Blutgefäßen und im Darm. Deshalb gibt es einen direkten Link von Stress und Bluthochdruck bzw. Reizdarm. Außerdem bewirkt Stress, dass unser Immunsystem aus dem Gleichgewicht kippt. Wir werden anfälliger für Entzündungen, Infektionen und Autoimmunerkrankungen. Und dann kann Stress auch unser Hormonsystem beeinflussen. So kann Dauerstress die Fruchtbarkeit stören.

Wie können Gedanken, Gefühle und innere Bilder den Heilungsprozess positiv beeinflussen? 

Gedanken und Gefühle, die mit Gelassenheit und Ruhe einhergehen, lösen eine Entspannungsreaktion aus. Sie ist das genaue Gegenteil der Stressreaktion. Mitunter kann tiefe Entspannung die durch Stress ausgelösten Krankheitsprozesse wieder reparieren. Bilder von Heilung können wie selbstgemachte Placebos physiologische Vorgänge im Körper verändern. Die Basis von allem ist die Selbstwirksamkeitsüberzeugung, die ein Teil unserer mentalen Stärke ist. Daher ist klar: Psychohygiene gehört ebenso zu einem gesunden Lebensstil wie ausreichend Bewegung, die richtige Ernährung und auf den Glimmstängel zu verzichten.

 

BUCHTIPP

 
 

Dr. Marcus Täuber

Gedanken als Medizin

Wie Sie mit Erkenntnissen der Hirnforschung die mentale Selbstheilung aktivieren

Leben positiv denkende Menschen länger? Was geschieht im Kopf, wenn uns jemand Hände auflegt, mit Akupunkturnadeln pikst oder wir schamanischen Trommeln lauschen? Dr. Marcus Täuber enthüllt den neuesten Stand der Forschung zur Heilkraft unserer Psyche und wartet dabei mit brisanten Überraschungen auf.

Goldegg, 2020, 22 Euro

 

Text: Michaela Neubauer | Fotos: iStock_draganab, Weinwurm, Foto Dürr
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