Hoffnung für Eritrea

Ein österreichisches medizinisches Team sorgt seit 2005 dafür, dass Kinder in Eritrea urologisch behandelt werden und ein Leben ohne Schmerzen und Stigmatisierung führen können. Logistiker Dr. Fried Mittendorfer und Urologe Dr. Johannes Schobesberger über den Einsatz im fünftärmsten afrikanischen Land und warum jede Spende zählt.

Im Orotta Hospital in der eritreischen Hauptstadt Asmara ist die Freude der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwei Mal im Jahr besonders groß: Immer im Frühling und Herbst, wenn das zehnköpfige Team des Vereins „Paediatric Urology Team Austria for Eritrea“ für eine Woche kommt, um junge Patientinnen und Patienten von ihren Leiden zu befreien. „Wir operieren und behandeln angeborene Fehlbildungen des Harn- und Genitaltraktes, Harnabflussstörungen, Hodenfehllagen und Nieren-, Harnleiter- und Blasensteine“, beschreibt Dr. Fried Mittendorfer. Seit 2010 sorgt der pensionierte Krankenhausökonom dafür, dass die Einsätze zustande kommen, übernimmt die Personalsuche, beschafft die benötigten medizinischen Materialien, betreibt Fundraising und zeichnet für die Logistik verantwortlich. Er führt damit fort, was Dr. Marcus Riccabona, der ehemalige Primar der Kinderurologischen Abteilung im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz, 2005 mit der Unterstützung des Rotary Clubs Linz Altstadt ins Leben gerufen hat. 33 Einsätze hat Riccabona selbst geleitet, im November des Vorjahres erlag der Mediziner einem Herzstillstand. „Sein Vermächtnis lebt jedoch weiter – mit jedem Kind, dem wir zu einem Leben in Gesundheit verhelfen können“, betont Mittendorfer.

 

Dr. Fried Mittendorfer, Teamleiter des Paediatric Uroloy Teams, mit einem lokalen Kollegen, Herrn Tesfamariam.

 


Fünf Kinderärzte für 2,5 Millionen Kinder

Hilfe, die in Eritrea bitter nötig ist. Das ostafrikanische Land zählt zu einem der ärmsten Länder der Welt. Mehr als fünf Millionen Menschen leben hier, die Hälfte davon sind Kinder. Dem gegenüber stehen insgesamt 150 einheimische und 20 Gast-Ärzte. In der Hauptstadt Asmara können die fünf Chirurgen nur die notwendigsten Operationen durchführen, die 2,5 Millionen Kinder werden von insgesamt fünf Kinderärzten notdürftig versorgt, eine Kinderurologie ist nicht vorhanden. „Die Kinder weisen Krankheitsbilder auf, die es bei uns allein durch das pränatale Screening gar nicht gibt. Andere leichte Fehlbildungen wie Entwicklungsstörungen der Harnröhre würden in Europa sofort operiert werden, in Eritrea führt es dazu, dass schon Kinder an Inkontinenz leiden“, erläutert Dr. Johannes Schobesberger, Facharzt für Urologie und Andrologie in Wien. „Diese Kinder, die stark nach Urin riechen, werden sozial stigmatisiert, dürfen nicht in die Schule, werden häufig von der Familie aus Scham versteckt“, führt der Mediziner die grausamen Folgen aus.

Schwerwiegende Folgen ohne Behandlung

Neben Logistiker Fried Mittendorfer, drei Kinderurologinnen und -urologen als Hauptoperateuren, einer Anästhesistin und einem Anästhesisten, zwei Krankenschwestern, einem Assistenzarzt und einer Assistentin war Schobesberger Teil des deutsch-österreichischen Einsatzteams im April 2023 – und damit erstmals an Bord. Seine besondere Aufgabe: Nieren- und Blasensteine zu zertrümmern, die im ostafrikanischen Staat ernährungs- und trinkwassermangelbedingt bereits bei Kindern häufig vorkommen. Für die Behandlung steht vor Ort seit 2015 ein teures Spezialgerät zur Verfügung – ein von der deutschen Firma Storz Medical gespendeter Lithotripter. „Er ermöglicht die Steinbehandlung mittels Ultraschalls und Stoßwellen“, beschreibt Schobesberger. „Da die Steine der Kinder oft besonders hart und groß sind, waren in den meisten Fällen drei Behandlungen notwendig.“ Dennoch konnte in einer Woche 30 Kindern geholfen werden, die sonst schwerwiegenden Folgen bis hin zum Nierenversagen ausgesetzt gewesen wären; 45 Kinder konnten operiert werden.

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Ihre Hilfe zahlt sich aus!

Das Hilfsprojekt des „Paediatric Urology Team Austria for Eritrea“ kann ausschließlich durch Spenden finanziert werden. Neben Firmen und Organisationen wie dem Rotary Club Altstadt Linz sorgen auch viele Privatspenderinnen und -spender dafür, dass die Einsätze regelmäßig durchgeführt werden können. Eine Einsatzwoche kostet rund 25.000 Euro. Damit werden Reisekosten, Aufenthalt und Material gedeckt. Teilt man diese Kosten durch 70 Kinder, die im Durchschnitt operiert und/oder steinbehandelt werden, kostet die medizinische Behandlung eines Kindes, das sonst keine Option auf Heilung hat, rund 350 Euro.

Sie möchten auch helfen? Bitte überweisen Sie Ihre Spende an: IBAN AT06 5400 0000 0037 7788; BIC OBLAAT2L

Weitere Informationen unter: www.kinderurologie-eritrea.at


Text: Claudia Sebunk | Fotos: Fried Mittendorfer
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