Immer gut temperiert
Der menschliche Körper hält seine Temperatur konstant auf demselben Niveau. Fieber ist ein Zeichen dafür, dass er sich gegen Krankheitserreger zur Wehr setzt.
Die eigene Körpertemperatur kommt normalerweise erst ins Bewusstsein, wenn sie den Normalbereich verlässt. Dann, wenn das Thermometer anzeigt, was man möglicherweise schon geahnt hat: „Ich habe Fieber“. Abgesehen davon kümmern wir uns wenig darum, wie warm es im Inneren unseres Körpers ist. Das müssen wir auch nicht. Anders als wechselwarme Lebewesen wie zum Beispiel Eidechsen, die sich zum Aufwärmen in die Sonne legen müssen, reguliert der menschliche Körper seine Temperatur selbst und hält sie konstant auf demselben Niveau. „Als ‚normal‘ gilt eine Körpertemperatur zwischen 35,7 und 37,3 Grad“, erklärt Dr. Christa Wotzi, Allgemeinmedizinerin am Landesklinikum Mistelbach-Gänserndorf. Wie hoch die Temperatur im Inneren des Körpers tatsächlich ist, ist individuell und wird von verschiedenen Faktoren bestimmt. „Geschlecht und Alter, der Anteil von Fett- und Muskelmasse, Grunderkrankungen und die Kreislauffunktion, aber auch die hormonelle Situation haben einen Einfluss.“ Im Laufe eines Tages kommt es darüber hinaus zu geringen Schwankungen der Körpertemperatur.
Individuelle Neigung zu Fieber
Ähnlich individuell wie die persönliche Normal-Körpertemperatur ist die Neigung zu Fieber. Manche Menschen fiebern schnell und hoch, andere kaum. Während sich die einen bereits bei erhöhter Temperatur schlecht fühlen, setzt anderen auch höheres Fieber nicht so stark zu. „Ist die Immunabwehr geschwächt, zum Beispiel im Alter oder aufgrund einer Erkrankung, bleibt auch die Fieberreaktion häufig aus“, sagt Wotzi. Zur Diagnostik einer schweren Infektion müssen in diesem Fall weitere Parameter wie niedriger Blutdruck oder eine akute Veränderung des Bewusstseins beachtet werden. Fieber ist eine wichtige und normale Reaktion des Körpers auf Krankheitserreger, die nicht in jedem Fall sofort unterdrückt werden soll, sagt Ärztin Wotzi: „Es ist ein Zeichen dafür, dass sich der Organismus gegen die Erreger zur Wehr setzen kann und dass das Immunsystem arbeitet.“ Fiebersenkende Medikamente sollten deshalb nicht unkritisch eingesetzt werden, auch weil es bei der Einnahme zum Teil zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen kann. „Bei hohem, lang andauerndem Fieber ist allerdings aufgrund der Belastung für das Herz-Kreislauf-System auf jeden Fall eine Fiebersenkung mit geeigneten Mitteln erforderlich.“ Wenn Kinder fiebern, bereitet das Eltern oft Sorgen. „Fieber ist aber eine erwünschte Reaktion des Körpers“, betont auch Dr. Milana Unterweger-Jocic, Kinderprimaria am Landesklinikum Mistelbach-Gänserndorf. „Es zeigt, dass sich im Körper Viren oder Bakterien befinden, die da nicht hingehören und dass der Körper Antikörper bildet.“ Deswegen sollte es nicht sofort gesenkt werden, sondern erst dann, wenn es über 38,5 Grad steigt. Neigt ein Kind zu Fieberkrämpfen, bereits früher, wobei die Medizinerin erklärt: „Ein Fieberkrampf entsteht weniger aufgrund besonders hohen Fiebers, sondern beim Steigen der Körpertemperatur. Oft krampft das Kind, bevor die Eltern überhaupt mitbekommen, dass es Fieber hat.“
Text: Sandra Lobnig | Fotos: iStock_Radomir Jovanovic; LK Mistelbach-Gänserndorf
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