KLIMAKRISE: Die große Herausforderung
Hilflosigkeit, Wut, Traurigkeit: Die Klimakrise belastet auch die Psyche. Psychotherapeutin Lea Dohm erklärt im Gespräch mit GESUND & LEBEN, wie wir psychisch gesund bleiben und wie es uns gelingt, an der Umweltkrise zu wachsen, statt zu verzweifeln.
Überschwemmungen, Dürren, Tornados, die Erwärmung der Erde und der Meere, das Schmelzen von Polarkappen und Gletschern – täglich erreichen uns Negativschlagzeilen zur Klimakrise, deren Auswirkungen auch in unseren Breitengraden immer spürbarer werden. Die Umweltkrise und ihre Folgen belasten uns nicht nur körperlich, sie hinterlassen auch Spuren in unserer Psyche. Die Bedrohung unserer Lebensgrundlage wirkt sich in unterschiedlichen Gefühlen aus – von der oft zitierten Klimaangst über Trauer und Verzweiflung bis zu Wut und Ärger. Wie wir mit diesen Gefühlen am besten umgehen und wie wir sie positiv nutzen können, thematisiert Dipl.-Psychologin und Psychotherapeutin Lea Dohm gemeinsam mit Co-Autorin Mareike Schulze in ihrem Sachbuch „Klimagefühle. Wie wir an der Umweltkrise wachsen, statt zu verzweifeln“.
In erster Linie, so betont Dohm im Gespräch mit GESUND & LEBEN, sind all diese Gefühle wichtig und gesund: „Gefühle sind Bedürfnisanzeiger. Sie weisen auf etwas hin, das für uns persönlich eine Bedeutung hat, damit wir unsere Aufmerksamkeit dem Thema zuwenden.“ Gefühle, die in der Auseinandersetzung mit der Klimakrise auftreten können, gelte es daher im ersten Schritt wahrzunehmen, zuzulassen und ernst zu nehmen. „Wenn wir sie dann je nach Möglichkeit handlungsleitend einsetzen, kann uns das zu einem Leben im Einklang mit unseren Bedürfnissen und Werten verhelfen und unsere psychische Gesundheit verbessern.“
Wenn wir Gefühle, die in der Auseinandersetzung mit der Klimakrise auftreten, je nach Möglichkeit handlungsleitend einsetzen, kann das zu einem Leben im Einklang mit unseren Bedürfnissen und Werten verhelfen und unsere psychische Gesundheit verbessern.
Nur noch kurz die Welt retten!
Jede und jeder von uns kann etwas beitragen, um die Klimakrise zu bewältigen! Psychologin Lea Dohm hat sieben Tipps, wie Engagement besonders wirksam gelingt – und wie Sie dabei Ihre Psyche schützen.
Was kann ich erreichen?
Überprüfen Sie kritisch, in welchen Punkten Ihr Handeln in Ihrem Umfeld am wirkungsvollsten ist.Teil der Energiewende werden
Was erzeugt in Ihrer Heimat am meisten Emissionen? Wie können Sie zum Energiewandel in Ihrem Ort beitragen? Energiewende in Bürgerhände.Tu Gutes und sprich darüber
Jede einzelne Konversation über die Klimakrise trägt dazu bei, dass die Gefahr bewusster wird – schwierige Gespräche inklusive.Gemeinsam statt einsam
Vernetzen Sie sich – egal ob auf gesellschaftlicher oder politischer Ebene, ob im Sportverein oder im Büro. Gemeinsam schaffen wir viel mehr als allein.Expertenwissen nutzen
Die meisten Menschen sind Spezialistinnen und Spezialisten für ein bestimmtes Gebiet und können dort besonders wirksam handeln. „Nutzen Sie Ihr berufliches Wissen, Ihre Interessen oder Fähigkeiten im Sinne des Klimaschutzes“, so Dohm.Sich von Perfektionismus verabschieden
„Mit Blick auf die ökologischen Krisen ist niemand von uns frei von Schuld“, so Dohm. „Lassen Sie uns trotz aller Widerstände mutig anfangen, neue Wege zu erproben, statt auf die perfekte Idee zu warten.“Hilfe annehmen
„Es ist wichtig, nicht an der Krise zu verzweifeln, sich zu überfordern oder an gar nichts anderes mehr zu denken“, so die Psychologin. „Achten Sie auf Selbstfürsorge. Auch psychologische Beratung kann helfen.“ (Psy4Future bietet kostenfreie Beratung an unter: beratung@psychologistsforfuture.org)
BUCHTIPP
Lea Dohm/Mareike Schulze
Klimagefühle. Wie wir an der Umweltkrise wachsen, statt
zu verzweifeln
ISBN: 978-3-42628615-9
Text: Claudia Sebunk | Foto: iStock_ Kerrick
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