Neue Medikamente, neue Hoffnung für Betroffene

Hoffnung lässt sich in Zahlen fassen: 89 neue Medikamente empfiehlt die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) in ihrem aktuellen Bericht zur Zulassung. Davon könnte unter anderem die Therapie von Krebs, Infektions- und Stoffwechselkrankheiten sowie neurologischen und seltenen Erkrankungen profitieren.

Im Jahr 2019 trat es erstmals auf und hielt die folgenden Jahre die Welt in Atem: Mit Covid-19 trat die erste Pandemie in unser Leben. Heute, im vierten Corona-Jahr, sind allein in Europa sieben Impfstoffe gegen die Viruserkrankung zugelassen. Hinzu kommen Anpassungen bestehender Impfstoffe an neue Mutationen und acht Arzneimittel zur Vorbeugung oder Behandlung der Infektion. Eine bisher unbekannte Erkrankung und die rasche Entwicklung von Mitteln zu ihrer Bekämpfung – das war in jüngster Zeit wohl einer der deutlichsten Beweise für die kontinuierliche Innovationsleistung der pharmazeutischen Branche. Aber auch abseits von Corona zeugt ein Innovationsboom für stetigen Fortschritt auf zahlreichen Therapiegebieten. Das belegen auch die Zahlen der Innovationsbilanz: 92 Arzneimittel wurden von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) im Vorjahr zur Zulassung empfohlen, mit 89 sind es heuer ähnlich viele, darunter 41 mit einem neuen Wirkstoff. „Jedes einzelne empfohlene Produkt stellt einen erheblichen Fortschritt auf dem jeweiligen Therapiegebiet dar und trägt dazu bei, die medikamentöse Versorgung von Patientinnen und Patienten in Europa zu verbessern“, erläutert DI Linda Krempl, MSc, verantwortlich für den Bereich Regulatory Affairs, Supply and Innovation der „Pharmig“, dem Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs. „Gleichzeitig besteht für die Patientinnen und Patienten durch die Teilnahme an den dafür erforderlichen Medikamentenstudien die Möglichkeit, frühen Zugang zu den neuesten Therapien zu erhalten“, so die Expertin für den Themenbereich Zulassung von Arzneimitteln in der pharmazeutischen Industrie.

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„Krebs wird zunehmend eine chronische Erkrankung“

Im Gespräch mit GESUND & LEBEN erläutert die Expertin, was in den vergangenen Jahren dank innovativer Arzneimittel erreicht werden konnte.

 

DI Linda Krempl, MSc, Head of Regulatory Affairs, Supply & Innovation der Pharmig, Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs

 

Medizinisch-pharmazeutische Innovationen sorgen für stetigen Fortschritt in der Behandlung von Krankheiten. Welche Meilensteine sind dadurch in jüngerer Vergangenheit gelungen?

Fortschritte gab es in den letzten Jahren vor allem in den Bereichen Krebs, Hepatitis und HIV. Dank intensiver Forschung und Entwicklung sind die Überlebenschancen bei diesen Erkrankungen beziehungsweise in ihren
Ausprägungen gestiegen. Auch die Lebensqualität hat sich verbessert. Nehmen wir das Beispiel Hepatitis: Eine länger als sechs Monate bestehende Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus bezeichnet man als chronisch. War früher bei fortschreitender Erkrankung oder nicht effizienter Behandlung eine Lebertransplantation die einzige Behandlungsoption, gibt es heute dank innovativer Arzneimittel große Fortschritte in der Therapie. Dazu zählen eine verkürzte Behandlungsdauer, hohe Heilungsraten sowie deutlich geringere Nebenwirkungen. Transplantationen, die früher im fortgeschrittenen Stadium erforderlich waren, sind heutzutage nicht mehr zwingend notwendig.

Ein großer Teil neuer Arzneimittel betrifft den Bereich Krebs. Welche Meilensteine sind hier gelungen?

Krebs wird zunehmend eine chronische Erkrankung und ist dank neuer diagnostischer sowie therapeutischer Möglichkeiten immer besser behandelbar sowie in manchen Bereichen bereits heilbar. Dazu haben in den letzten zehn Jahren medizinische Meilensteine wie die Immuntherapie, personalisierte Medizin und die CAR-T-Zell-Therapie beigetragen.

Zuletzt kam es zu Engpässen bei der Versorgung mit diversen Arzneimitteln. Wie wichtig ist es allein aus dieser Perspektive, den Produktionsstandort Österreich weiter auszubauen?

Das dynamische Infektionsgeschehen hat im Winter zu einer enormen und nicht vorhersehbaren Nachfrage vor allem bei Antibiotika geführt. An Maßnahmen, um diese Engpässe in Zukunft zu vermeiden, wird zusammen mit allen Partnern im Gesundheitswesen gearbeitet. Kein Patient und keine Patientin bleiben unversorgt. Klar ist aber, dass die Unternehmen oftmals an der Wirtschaftlichkeitsgrenze arbeiten. Jedes Unternehmen muss kostendeckend produzieren und auch profitabel wirtschaften können, um sein weiteres Bestehen sicherzustellen. Andernfalls wird es gezwungen, sich aus der Versorgung zurückzuziehen. Das führt dazu, dass sich der Arzneimittelschatz stetig ausdünnt. Österreich gilt in der EU als Niedrigpreisland bei Arzneimitteln. Wenn sich daher bei den Medikamentenpreisen nichts ändert, wird das der Medikamentenversorgung nicht gut tun. Dafür ist ein abgestimmtes Planen und Vorgehen in Wirtschaft, Wissenschaft, Arbeitsmarkt und Gesundheit notwendig. Nur so kann die wertvolle Arzneimittelproduktion in Österreich gehalten und die Arzneimittelversorgung auf hohem Niveau gehalten werden.


Text: Claudia Sebunk | Fotos: iStock_MF3d, Stefan Csaky
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